Duale Berufsbildung

Pilotprojekt: Orientierung am Schweizer Modell der dualen Ausbildung

Das Pilotprojekt zur dualen Ausbildung in Ruanda wurde auf ausdrücklichen Wunsch der ruandischen Regierung entwickelt und kombiniert die Vorteile des theoretischen Lernens in der Schule mit der praktischen Entwicklung von technischen und sozialen Kompetenzen in Unternehmen.

PROMOST unterstützte das Rwanda Technical and Vocational Education and Training (TVET) Board bei der Entwicklung eines Pilotmodells für die duale Berufsausbildung in der Westprovinz. Hauptziel des Programms war, sicherzustellen, dass die Auszubildenden die gleichen Inhalte in zwei Lernumgebungen erlernen können.

Der Berufsbildungsansatz von Swisscontact basiert auf den Erfolgsfaktoren des schweizerischen Systems. Dieses Modell wird von starken Arbeitsmarktinstitutionen getragen und beruht auf soliden öffentlich-privaten Partnerschaften.

 

Swisscontact fördert ein gemeinsames Engagement der zuständigen Akteurinnen und Akteure bei Konzeption, Planung, Umsetzung, Zertifizierung und Steuerung von Berufsbildungsangeboten und Massnahmen der Arbeitsmarktintegration. Das gemeinsame Vorgehen beruht in der Praxis auf einem klar definierten und geregelten Mechanismus für die Finanzierung und die Durchführung von Ausbildungs- und Arbeitsmarktdienstleistungen auf lokaler Ebene, bei dem sich alle Akteure über ihre Rollen und Verantwortlichkeiten im Klaren sind.

 Der duale Berufsbildungsansatz zeichnet sich durch ein starkes Engagement des Privatsektors aus, bei dem sich Lern- und Praxisphasen zwischen dem Arbeitsplatz und einer Berufsschule oder einem Ausbildungszentrum abwechseln. Letztere sind besonders relevant für Arbeitsmärkte bzw. Länder, deren Berufsbildungssysteme (bisher) ein schwaches Engagement des Privatsektors aufweisen, wie beispielsweise Ruanda.

Das Schweizer Modell diente als Vorbild für das Konzept der dualen Ausbildung, musste aber an die ruandischen Gegebenheiten angepasst werden. Es basiert auf dem formalen Berufsbildungssystem und führt nach erfolgreichem Abschluss zu einem entsprechenden Zertifikat innerhalb des Qualifikationsrahmens.

Um dieses dreijährige duale Ausbildungsprogramm zu entwickeln, wurden die bestehenden TVET-Zertifikate adaptiert und an den ruandischen Kontext angepasst, ohne dass die Inhalte des eigentlichen Curriculums verändert wurden.

Vor und während der Implementierung des Programms wurden die wichtigsten Aktivitäten in Zusammenarbeit mit dem Rwanda TVET Board (RTB) durchgeführt:

  • Die Strukturen des dualen Curriculums wurden für die acht Berufe angepasst, und zwei Kurzkurse wurden entwickelt.
  • Es wurde eine Methodik für die Verteilung der Lernergebnisse auf die beiden Ausbildungsorte (Schule und Unternehmen) entwickelt, die die Bewertung von vier Kompetenzdimensionen (fachlich, methodisch, persönlich und sozial) beinhaltet.
  • Es wurde ein Zeitplan mit sechs Lernblöcken über die drei Schuljahre hinweg entwickelt. Dies, um die geografische Lage (mit ihren Einschränkungen) zwischen der Schule und den Gastunternehmen und die damit verbundenen logistischen Ressourcen zu berücksichtigen.

Die Errungenschaften der dualen Ausbildung in Ruanda können wie folgt zusammengefasst werden:

  • Sechs Berufsschulen in der Westprovinz und zwei in Kigali haben mit der Pilotphase der dualen Ausbildung begonnen.
  • 315 betriebliche und schulische Ausbildnerinnen und Ausbildner wurden mit fachlichen und pädagogischen Kenntnissen ausgestattet, um die Auszubildenden zu begleiten.
  • Die Werkstätten der Schulen wurden als Gründerzentren eingerichtet.
  • Über 100 Unternehmen, darunter eine öffentliche Einrichtung, in der Westprovinz, den nördlichen und südlichen Nachbarbezirken und der Stadt Kigali haben sich bereit erklärt, an der Umsetzung des dualen Ausbildungsprogramms mitzuwirken.

Externe Faktoren

Kritische Faktoren (extern)

Merkmale der nationalen und regionalen Wirtschafts- und Industriesektoren und -strukturen

Die duale Ausbildung ist traditionell in entwickelten Volkswirtschaften mit einem hohen Anteil an Industrie- und Dienstleistungssektoren stärker vertreten. Die primäre Landwirtschaft ist in der Regel weniger geeignet für eine duale Ausbildung. In einigen Entwicklungsländern erproben grosse landwirtschaftliche Betriebe jedoch Ausbildungsmodelle, um angelernte Arbeitskräfte zu beschäftigen und die Lebensbedingungen von Kleinbäuerinnen und -bauern zu verbessern. Ausserdem sind die Unternehmen, die bereit sind, eine duale Ausbildung anzubieten, in mittelgrossen und grossen Städten weit verbreitet. Ländliche Gebiete hingegen sind in der Regel weniger förderlich für duale Ausbildungsmöglichkeiten und Partnerschaften.

Das Pilotprojekt wurde durch diesen Faktor beeinträchtigt, und es war oft schwierig, genügend vielversprechende Unternehmen in der Western Province zu finden. Im Gegensatz dazu war es einfacher, in Kigali ein Pilotprojekt für E-Bikes zu entwickeln. Dies wirkt sich jedoch auch auf die Chancen der Lernenden in der Westprovinz aus, die unter Umständen nach Kigali reisen müssen, was mit zusätzlichen Kosten verbunden ist, die in den meisten Fällen nicht von den Unternehmen übernommen werden.

Merkmale der Unternehmen

Die meisten der oben genannten Merkmale gelten auch für die Unternehmensstruktur. Formelle Unternehmen mit mindestens zehn Beschäftigten sind in der Regel besser für die duale Ausbildung geeignet, da mindestens ein Mitarbeiter oder eine Mitarbeiterin die Rolle des Mentors/«Ausbildners im Betrieb» übernehmen muss. Nicht formalisierte Unternehmen und Kleinstunternehmen sind in der Regel weniger geeignet für eine duale Ausbildungspartnerschaft. Die meisten Firmen in Ruanda sind Kleinst- oder Kleinunternehmen, und die Zahl der «qualifizierten» Unternehmen ist nicht gross.

Privatwirtschaftliche Organisation

Der Organisationsgrad des Privatsektors ist einer der entscheidenden Faktoren für eine erfolgreiche duale Ausbildung. Grosse, gut organisierte Organisationen des Privatsektors verfügen oft über eine eigene Abteilung für Kompetenzentwicklung und können Lobbyarbeit leisten, mobilisieren und duale Ausbildungsprogramme unterstützen. Ausserdem haben Erfahrungen aus anderen Ländern gezeigt, dass die Einrichtung und Erprobung neuer dualer Ausbildungsprogramme besser innerhalb eines Wirtschaftssektors oder Teilsektors erreicht werden kann, als wenn man wahllos potenzielle Unternehmen anspricht. Das Beispiel der E-Bikes in Kigali ist ein guter Beleg dafür. Andere sektorale Ansätze, z. B. im Gastgewerbe, ermöglichen ebenfalls ein massgeschneidertes duales Ausbildungsprogramm, das dem Betriebsumfeld und den Interessen der Unternehmen der Branche entspricht.