Kenia: Junge Menschen verbessern ihre beruflichen Fähigkeiten dank dualer Berufsbildung im Bereich Sanitär- und Elektrotechnik (PropelA)

Trotz der Covid-19-Pandemie wird das Wirtschaftswachstum in Kenia in den kommenden Jahren voraussichtlich anhalten. Neben Tourismus und Landwirtschaft sind in Zukunft Investitionen in Bau und Infrastruktur der wichtigste und attraktivste Wachstumssektor für das Land. Dennoch nehmen 37% der kenianischen Bevölkerung nicht an der Entwicklung des Landes teil und leben immer noch in extremer Armut. Kenia hat einen dynamischen Privatsektor und eine wachsende unternehmerische Mittelschicht. Das System der technischen und beruflichen Bildung (TVET) wird derzeit umfassend reformiert, und es findet eine Verlagerung hin zum arbeitsplatzbezogenen Lernen statt. Obwohl vor kurzem ein Rahmen für die Berufsbildung verabschiedet wurde, sind die Fortschritte nach wie vor gering. Da die Industrie nicht sehr stark in die Entwicklung von Ausbildung und Lehrplänen eingebunden ist, sind die Ausbildungszentren nach wie vor nur begrenzt in der Lage, ihr Angebot an die Bedürfnisse des Marktes anzupassen. Darüber hinaus fehlt es den Ausbildenden an pädagogischen Kompetenzen und Berufserfahrung, um eine relevante Ausbildung zu vermitteln. Daher können die AbsolventInnen die Erwartungen der Arbeitgebenden nicht erfüllen, und die Unternehmen haben Schwierigkeiten, qualifizierte Fachkräfte zu finden. Das Projekt PropelA zielt darauf ab, ein arbeitgebergesteuertes duales Ausbildungsmodell für die Baubranche in Kenia und darüber hinaus einzuführen, beginnend mit Sanitär- und Elektrotechnik.
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Nairobi County, Kenya
-1.3106691
36.8250274
Projektdauer
2022 - 2025

Das Projekt

Gemeinsame Schaffung eines Ausbildungsangebots mit öffentlichen und privaten Partnern: Durch öffentlich-private Partnerschaften mit kenianischen und ausgewählten multinationalen Unternehmen wird gemeinsam ein Ausbildungsangebot für Klempner und Elektroinstallateure geschaffen. Einerseits wird das Projekt jungen kenianischen ArbeitnehmerInnen mit neuen Qualifikationen den Zugang zu angemessenen Arbeitsplätzen an sicheren Arbeitsplätzen und ein höheres Einkommen ermöglichen. Andererseits werden die Arbeitgeber von den Leistungen der besser ausgebildeten und produktiven Arbeitnehmenden profitieren.  

Das Projekt richtet sich an junge Männer und Frauen über 18 Jahre, die eine vierjährige Sekundarschule und ein einjähriges Handwerkszeugnis oder eine gleichwertige Ausbildung abgeschlossen haben. Es zielt darauf ab, ihre technischen Fähigkeiten und praktischen Erfahrungen bei der Installation von Elektro- und Sanitärinstallationen zu verbessern. Das Projekt wird sich auch mit ihrer Arbeitseinstellung in Bezug auf Sicherheitsstandards, Zeitmanagement und die effiziente und nachhaltige Nutzung von Materialien und Ressourcen befassen.

Erarbeitung eines Business Case für die duale Ausbildung: Das Projekt zielt darauf ab, die Unternehmen dafür zu sensibilisieren, dass sich ein integriertes Lernprogramm, das schulische Theorie mit praktischen Kursen und einer in den Unternehmen verankerten Ausbildung am Arbeitsplatz verbindet, langfristig auszahlt. Die Entwicklung eines solchen Modells ist mit Risiken verbunden, die ein einzelnes Unternehmen wahrscheinlich nicht übernehmen kann und die daher verteilt und teilweise von einem Dritten getragen werden müssen; dies ist der Raison d'être dieses Projekts.

Das Projekt zur dualen Ausbildung zielt auf eine systemische Wirkung ab, die über den unmittelbaren Nutzen für das Unternehmen oder den Auszubildenden hinausgeht, um Veränderungen zu bewirken, die einer breiteren Gruppe von Unternehmen und ihren Netzwerken zugute kommen und die auf Sektorebene über die Projektdauer hinaus nachhaltig sind.

Projektpartner

  • Hilti Foundation
  • Hilti AG
  • Geberit AG
  • Schneider Electric
  • Führende kenianische Sanitär- und Elektrikerfirmen
  • Kenianische Regierungsbehörden (NITA, TVETA, CDACC)
  • Kenianische Ausbildungszentren (Don Bosco, Eastlands College of Technology)
  • Schweizer im Bereich Sanitär- und Elektrotechnik von der Elektrofachschule St. Gallen, der Baugewerblichen Berufsschule Zürich und weiteren

Ziele

Die Vision des Projekts ist, dass die junge Generation in Kenia mit beruflichen Fähigkeiten und Kompetenzen ausgestattet wird, die auf dem Baumarkt gefragt sind, so dass sie Arbeitsplätze finden, ein solides Einkommen erwirtschaften und langfristige Karrieren verfolgen können. Erreicht werden soll dies durch die Einrichtung eines von der Industrie geleiteten, staatlich anerkannten und zertifizierten Berufsbildungsprogramms für technisch anspruchsvolle Berufsprofile im kenianischen Bausektor. Diese duale Ausbildung ist eine kostengünstige Alternative, die vom privaten Sektor getragen wird, da sie in den Unternehmen verankert ist. Sie gewährleistet eine enge Verbindung zwischen den drei Ausbildungsorten: praktische Ausbildung in Unternehmen, praktische Kurse in Werkstätten und theoretischer Unterricht in Ausbildungszentren. Es ist eine Vision, bei der die notwendigen Mechanismen geschaffen werden, um eine nachhaltige Finanzierung durch die Marktakteure (Unternehmen, Regierung, Studierende) zu gewährleisten und sicherzustellen, dass die Bildungspläne den Anforderungen eines sich dynamisch entwickelnden Marktes entsprechen.

Systematische Änderung der Art und Weise, wie Unternehmen Personal einstellen und ausbilden: Ziel ist es, dass bis zum Ende der ersten Projektphase im Jahr 2025 die führenden Sanitär- und Elektroinstallationsunternehmen in Kenia das duale Berufsbildungsprogramm als wichtigstes Mittel zur Rekrutierung und Ausbildung der neuen jungen Arbeitskräfte eingeführt haben. Die Finanzierung wird hauptsächlich durch die Unternehmen sichergestellt, aber auch von der Regierung kofinanziert. Das Kompetenzniveau wird von der Industrie und den staatlichen Ausbildungs- und Akkreditierungsinstituten anerkannt. Sowohl die Unternehmen als auch die Ausbildungsanbieter haben Kompetenzen und Kapazitäten für die Ausbildung von Jugendlichen aufgebaut.

Ergebnisse der Anfangsphase 2021: Dem Projekt ist es gelungen, den für den kenianischen Kontext am besten geeigneten Prototyp der dualen Ausbildung zu entwickeln und private Unternehmen, Ausbildungseinrichtungen und andere relevante Akteure ins Boot zu holen, um das duale Ausbildungsmodell effizient und effektiv umzusetzen. Die Akteure einigten sich auf eine zweijährige Ausbildung für Sekundarschulabsolventen, die von den Unternehmen eingestellt und von betrieblichen AusbilderInnen in praktischen Branchenkursen und theoretischem Unterricht geschult werden, so dass die Absolventen des Programms die kenianische Qualifikationsstufe 4 erreichen. Am Ende der Anfangsphase haben sich 20 der führenden Elektro- und Sanitärunternehmen vertraglich verpflichtet, sich aktiv an dem Projekt zu beteiligen, einschliesslich der jährlichen Aufnahme von Auszubildenden, der Zahlung der Ausbildungsgebühren und der Bereitstellung von betrieblichen Betreuern für die Auszubildenden. Zwei führende Privatschulen wurden ausgewählt und damit beauftragt, die Lehrpläne mit Schweizer Experten zu überarbeiten. Es wurde ein Netzwerk von globalen und Schweizer Partnern aufgebaut, die ihr Fachwissen und ihre Ressourcen zur Verfügung stellen (z.B. für die Renovierung und Ausstattung von Schulen). Zu den globalen Partnern gehören die Geberit AG, Schneider Electric, Siemens und Schindler. Mit der staatlichen Institution (NITA) wurde vereinbart, sie in die Lehrplangestaltung und Akkreditierung einzubeziehen.

 

Umsetzungsphase 2022-2025 - geplante Interventionsbereiche:

Einführung und Umsetzung einer hochwertigen dualen Berufsbildung in Nairobi und Mombasa: Aufbau der Kapazitäten von Ausbildungsinstitutionen und privaten Unternehmen zur Umsetzung der dualen Ausbildung; Entwicklung von Lehrplänen, Lehrmaterialien, Weiterentwicklung von Ausbildern und Gestaltung von qualitativ hochstehenden Workshops

Die Anerkennung durch den öffentlichen Sektor wird sichergestellt und Einrichtung eines Kofinanzierungsmechanismus: Die Nationale Behörde für industrielle Ausbildung (NITA) genehmigt das Modell, die Unternehmen, die Schulen und die Lehrpläne; das Gesamtfinanzierungsmodell für die duale Lehrlingsausbildung wird fertiggestellt; die Privatunternehmen erhalten Zugang zum NITA-Abgabefonds, um die duale Ausbildung zu finanzieren.

Aufbau von Kapazitäten in Unternehmensnetzwerken: Unternehmensnetzwerke, die zusammenarbeiten möchten, um die Gesamtleistung und die Qualitätsstandards der Branche zu verbessern, werden befähigt.

Unterstützung der institutionellen Partner für die Ausweitung des dualen Ausbildungsmodells: Berufsschulen fördern die duale Ausbildung und werben neue Arbeitgeber im Rahmen ihrer Unternehmensentwicklungsstrategie an; Berufsschulen und Verbände sind in der Lage, den neuen Arbeitgebern, die das Modell der dualen Ausbildung übernehmen, die notwendige Unterstützung zu bieten.

Erwartete Resultate

  • 1 000 junge Menschen erwerben Fähigkeiten und Kompetenzen, um eine langfristige Perspektive für ihr Leben zu entwickeln. Sie finden eine Beschäftigung und mindestens 300 von ihnen machen ihren Abschluss, während die anderen ausgebildet werden.
  • 70 führende kenianische Unternehmen nutzen das Berufsbildungsprogramm aktiv für die Einstellung, Schulung und Finanzierung der Ausbildung.
  • 200 betriebliche Experten werden geschult, die die Jugendlichen begleiten und beurteilen können.
  • 50 Ausbildungsfachkräfte werden in der dualen Ausbildung geschult.

Finanzierungspartner

Das Projekt ist finanziert von der Hilti Foundation. ŸEs ist Teil von Swisscontact’s Entwicklungsprogramm, welches von der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA), Eidgenössisches Departement für auswärtige Angelegenheiten EDA kofinanziert wird.

Aktuelles

Schweiz, Kenia, Bangladesch, Guatemala
Berufliche Erstausbildung, Weiterbildung und Umschulung, Arbeitsmarktintegration
12.06.2023
Gemeinsam mit der Privatwirtschaft die Berufsbildung fördern
Swisscontact präsentierte am 8. Juni 2023 an einer Veranstaltung in Zürich drei Berufsbildungsprojekte, die exemplarisch für die Bedeutung des Privatsektors in der Entwicklungszusammenarbeit stehen und aufzeigen, wie Unternehmen in Kenia, Bangladesch und Guatemala die Berufsbildung vorantreiben und damit Arbeitsplätze und eine bessere Zukunft für die Menschen schaffen. Die Veranstaltung stand unter dem Titel «Verschiebung der Macht - Wie der Privatsektor den Wandel in den staatlich gelenkten Bildungssystemen vorantreibt».
Kenia
Berufliche Erstausbildung
17.05.2023
Ein duales Ausbildungsmodell für Kenia
Gemeinsam mit der Hilti Foundation und in enger Zusammenarbeit mit führenden lokalen Unternehmen und Berufsschulen schafft Swisscontact in Kenia ein neues Ausbildungsangebot. Das Projekt, das im April 2022 an den Start ging, ist ein Vorzeigeprogramm für ein arbeitgebergesteuertes duales Ausbildungsmodell, sowohl für die Baubranche in Kenia als auch für andere Sektoren und weitere Schwellenländer.
Kenia
Berufliche Erstausbildung
20.09.2022
Kenia: Berufslehre am Start
Der Bausektor ist einer der wichtigsten Wirtschafts- und Wachstumszweige Kenias. Die kenianischen Bauunternehmen können dieses Potenzial jedoch bisher nicht ausschöpfen, da es an ausgebildeten Fachleuten fehlt, speziell in den Bereichen Sanitär- und Elektrotechnik. Einer der Gründe dafür ist das mangelhafte duale Berufsbildungssystem, dessen Ausbildungsangebote nicht mit den Bedürfnissen der Industrie übereinstimmen. Als Antwort auf diese Herausforderungen hat Swisscontact gemeinsam mit der Hilti Foundation ein Ausbildungsprogramm entwickelt.