Die 45-jährige Havushe Bunjaku ist eine von ihnen. Die studierte Biologin vertreibt medizinale Tees, die lokal und biologisch produziert werden. Früher war sie Lehrerin, doch sie ist, wie sie sagt, gerne ihr eigener Chef.
Ihr Umfeld war zuerst skeptisch. «Mit diesem Unkraut kann man doch kein Geld verdienen», bekam sie zu hören. Mittlerweile arbeiten auch ihr Mann und ein Angestellter im Betrieb. Ausserdem hat Havushe ein Netzwerk von 15 Frauen aufgebaut, die Kräuter und Beeren für ihre Tees anbauen. Viele Familien in Kosovo besitzen ein kleines Fleckchen Land – zu klein, um dafür Subventionen zu erhalten, zu gross, um es ungenutzt zu lassen. Mit dem Anbau von Kräutern für Havushe können sich zahlreiche Familien ein Zusatzeinkommen erwirtschaften. Die Unternehmerin hat bereits Kontakt zu 20 weiteren Frauen, die gerne für sie produzieren würden.
Swisscontact unterstützt Havushe dabei, sich im Marketing weiterzuentwickeln und ihre Lieferantinnen mit Setzlingen, Bewässerungsanlagen oder anderen Utensilien auszustatten. Das Projekt PPSE und Havushes Firma teilen sich die Kosten dafür auf.
Ihre Kinder sind im Teenager-Alter. Wollen sie auch in die Schweiz auswandern, wenn sie erwachsen sind, wie so viele Jugendliche? «Nein, sie werden den Kosovo zur neuen Schweiz machen», lacht Havushe.
Einige Kilometer südlich, in der Stadt Ferizaj, sucht Fatmire Maliqi sich einen Weg über die Baustelle. In wenigen Wochen wird sie ihre neue Baklava-Fabrik eröffnen. Vor über 10 Jahren hat sie mit der Produktion des süssen Gebäcks begonnen – ganz am Anfang in ihrer Küche. Schon nach wenigen Wochen und mit einer Supermarktkette als Kunde konnte sie den Betrieb vergrössern. Mittlerweile arbeiten 30 Frauen für das Unternehmen «Edona 5». In der neuen Fabrik wird sie auf einen Schlag 100 Personen beschäftigen und ihre Baklava nach Belgien exportieren.
Der Weg hierher war nicht leicht. Als geschiedene Frau mit fünf Kindern und ohne Landtitel hatte sie Mühe, das nötige Kapital für Investitionen aufzutreiben. «Von den Banken hatte ich mir mehr Unterstützung erhofft», sagt Fatmire. Auch mit dem Abnahmevertrag einer Supermarktkette in Belgien in der Tasche bekam sie von den Banken nur zögerlich Kredite gesprochen. Froh war sie deshalb über den Beitrag aus dem «Opportunity Fund», mit dem das Projekt vielversprechende Unternehmen unterstützt.
Dass Wachstumspotential von «Edona 5» ist mit der neuen Fabrik noch lange nicht ausgelastet. Baklava sind gefragt, auch im Ausland. Die Unternehmerin hat Anfragen von Supermarktketten aus Deutschland und Nordafrika. Aber sie will nichts überstürzen, einen Schritt nach dem anderen gehen.
Havushe und Fatmire sind zwei Beispiele für erfolgreiche Unternehmerinnen in Kosovo. Ihre Geschichten sollen andere Frauen motivieren und ihnen Perspektiven im eigenen Land aufzeigen. Auch dafür arbeitet Swisscontact in Kosovo.
Das Projekt PPSE hat innert drei Jahren über 800 Vollzeitstellen geschaffen. Es konzentriert sich auf zwei Sektoren:
Im Sektor Lebensmittelverarbeitung geht es vor allem um die Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit der Marktakteure, der Zusammenschlüsse, erhöhte Präsenz heimischer Produkte auf dem Markt sowie Importsubstitution.
Im Tourismussektor konzentriert sich das Projekt auf die Entwicklung neuer Dienstleistungen und Produkte und den Aufbau von Kompetenzen zur Schaffung einer nachhaltigen Beschäftigung. Die Interventionen in dieser Branche tragen direkt zu einer Erhöhung der Anzahl der Touristen bei, die an ihren Urlaubsorten mehr ausgeben und auch länger verweilen.