Nepal: Initiative zur Anerkennung der beruflichen Fähigkeiten junger Menschen

Berufliche Erstausbildung
15.07.2022
Lernen ist ein lebenslanger Prozess, der nicht immer auf formale Weise stattfindet, sondern oft aufgrund von gemachten Erfahrungen. Viele junge Menschen in Nepal sammeln solche Erfahrungen, indem sie in verschiedenen Berufen arbeiten, und viele übernehmen die Berufe ihrer Familie. Obwohl sie viele Jahre lang arbeiten und sich Fähigkeiten aneignen, haben sie am Ende weder eine Bescheinigung noch einen Nachweis über ihre Arbeit. Aus diesem Grund werden sie nicht angemessen bezahlt, was ihre berufliche Entwicklung behindert. 

Der 15. Juli wird als Welttag des Kompetenzerwerbs junger Menschen begangen, um die Bedeutung der Kompetenzen für Beschäftigung und Unternehmertum zu würdigen. Seitdem bietet der 15. Juli jungen Menschen sowie Einrichtungen der technischen und beruflichen Bildung (TVET), Unternehmen, Arbeitgeber- und Arbeitnehmerorganisationen, politischen Entscheidungsträgern und Entwicklungspartnern eine Gelegenheit, auf das Erreichte hinzuweisen.

In Nepal hat das Council for Technical Education and Vocational Training (CTEVT)/National Skill Testing Board (NSTB) mit technischer Unterstützung des Nepal Vocational Qualifications System Project (NVQS-P) und finanzieller Unterstützung der Schweizer Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) eine Bewertung der Anerkennung früherer Lernerfahrungen (Recognition of Prior Learning, RPL) eingeführt. Der RPL-Bewertungsansatz ist ein integrales Instrument im National Vocational Qualifications System (NVQS).

International anerkannter Ansatz

Die Anerkennung früherer Lernerfahrungen ist ein Ansatz, der das ausserhalb des formalen Bildungssystems erworbene Lernen anerkennt und durch Kompetenztests oder Bewertungen zertifiziert. Nebst Nepal wird dieses Bewertungsverfahren auch in verschiedenen anderen Ländern wie Australien, England, Malaysia, Kanada, Frankreich, Sri Lanka, Pakistan usw. eingesetzt.

Dieser Ansatz kann sowohl für Jugendliche, die im informellen Sektor arbeiten, als auch für Migrant:innen, die in ihr Heimatland zurückkehren, von grossem Nutzen sein, da er ihnen hilft, die Anerkennung von Fähigkeiten zu erlangen, die sie erworben haben, auch wenn sie keine formale Ausbildung oder Bildung durchliefen.

Prakash Khatri, Teilnehmer am Zertifizierungsprozess (RPL)

«Ich habe sechs Jahre lang ohne Qualifikation und Ausbildung im Baugewerbe in Malaysia gearbeitet. Selbst nach so langer Zeit habe ich kein Zertifikat bei mir. In einer solchen Situation ist die Anerkennung durch RPL eine grosse Chance für mich. Wenn ich mich mit Hilfe dieses Ansatzes zertifizieren lasse, kann ich in meinem Land leicht einen Job finden.»

Dipak Joshi , Teilnehmer am Zertifizierungsprozess (RPL)

«Obwohl ich eine Ausbildung und Berufserfahrung im Klempnergewerbe habe, verfüge ich nicht über die richtigen Zertifikate. Aus diesem Grund bin ich gezwungen, für einen Hungerlohn zu arbeiten. Diese Art der Zertifizierung, die unsere Berufserfahrung nachweist, ist eine grosse Chance für uns, gut bezahlte Jobs zu bekommen. Die Jugendlichen müssen nicht mehr das Land verlassen, um mehr zu verdienen.»

Nepal
Berufliche Erstausbildung
Entwicklung des nationalen Berufsbildungssystems in Nepal
Jugendliche, die in Nepal in den Arbeitsmarkt eintreten, sind oftmals gezwungen, arbeitslos oder unterbeschäftigt zu bleiben und in schlecht bezahlten Jobs zu arbeiten, da es ihnen an Qualifikationen mangelt und ihre Fähigkeiten nicht zertifiziert und anerkannt werden. Um nepalesischen Jugendlichen ohne formale Berufsausbildung und -schulung sowie jenen, die ihre Qualifikationen durch Berufserfahrung erworben haben, den Eintritt in den Arbeitsmarkt mit anerkannten Zertifikaten zu ermöglichen,