Herausforderungen beim Reisanbau in Benin 

Unternehmerische Ökosysteme, Nachhaltige Landwirtschaft
05.12.2023
Bäuerinnen und Bauern im westafrikanischen Benin sind mit sich ständig verändernden Umweltbedingungen konfrontiert: häufigere extreme Wetterereignisse, unbeständige Jahreszeiten und eine Verschlechterung der Bodenqualität durch Versauerung, insbesondere im Norden Benins. Zudem sind die bäuerlichen Familienbetriebe stark von synthetischen Düngemitteln abhängig, die schwer zu beschaffen sind und grosse Gesundheits- und Umweltrisiken bergen. Im Zuge des Projekts Wirtschaftsentwicklung im ländlichen Raum hat Swisscontact zusammen mit lokalen Partnern eine vielversprechende Alternative entwickelt: den Einsatz von sogenannter Biokohle.

Biokohle ist Kohle pflanzlichen Ursprungs, die durch Pyrolyse (ein thermochemischer Prozess) verschiedener organischer Materialien gewonnen wird. Obwohl Biokohle an sich nicht nährstoffreich ist, hat sie viele Vorteile: Sie verbessert die Bodenstruktur, die Belüftung, die Wasser- und Nährstoffspeicherung und verringert gleichzeitig den Nährstoffverlust durch Auswaschung. 

Ausbringen der Biokohle

Experimente stimmen zuversichtlich

Um den Reisbäuerinnen und -bauern Empfehlungen zur Verbesserung der Bodenfruchtbarkeit und zur Steigerung der Reiserträge geben zu können, wurden im Lauf des Projekts verschiedene Experimente auf mehreren Parzellen und Kombinationen dieser durchgeführt.

Für die Ernährungssicherheit in Entwicklungsländern ist Reis von entscheidender Bedeutung. In Benin wird die potenziell für den Reisanbau nutzbare Landfläche auf etwa 375 000 Hektar geschätzt. Davon werden jedoch nur 21 Prozent genutzt, was einer Produktion von 531 000 Tonnen Rohreis im Jahr 2022 entspricht. Damit werden lediglich 60 Prozent des Bedarfs des Landes gedeckt, wobei die Wachstumsrate mit 3,2 Prozent weit unter der Nachfrage von rund 5 Prozent liegt. Zudem stösst der traditionelle Reisanbau vor allem aufgrund des Klimawandels und der Bodendegradation an seine Grenzen.

Die Ergebnisse zeigten, dass der Einsatz von Biokohle den Reisertrag signifikant steigert, und zwar um mehr als 58 Prozent in Kombination mit Kompost und um fast 20 Prozent in Kombination mit mineralischem Mikrodünger. Wenn alle anderen Parameter konstant gehalten werden, ist Biokohle eine vielversprechende Lösung, um dem Rückgang der Bodenfruchtbarkeit und der Umweltzerstörung entgegenzuwirken. Die Verbreitung dieser Praxis kann dabei helfen, das Einkommen und die Lebensbedingungen der Reisbäuerinnen und -bauern zu verbessern. 

Um den Einsatz von Biokohle zu fördern und damit die beobachteten Trends zu bestätigen, sieht das Projektteam unter anderem Schulungen zur Herstellung von Biokohle aus Ernterückständen, die Einrichtung von Kompostgruben und die Ausweitung des Einsatzes von Biokohle auf andere Kulturen vor. 

Parzelle 1: Verwendung von Biokohle sowohl als Basis- als auch als Zusatzdünger
Parzelle 2: Anwendung des Mineraldüngers als Basis- und Zusatzdünger
Parzelle 3: Einsatz einer Mischung aus gleicher Menge Biokohle und Mineraldünger, mit doppelter Anwendung
Parzelle 4: Biokohle nur als Basisdünger und Harnshoff nur als Zusatzdünger

Umfassende Intervention im Reissektor

Neben der Förderung des Einsatzes von Biokohle unterstützt das Projekt den Reissektor durch verschiedene Massnahmen, darunter die Produktion von zertifiziertem Saatgut, Schulungen zu guten landwirtschaftlichen Praktiken, die Einrichtung von landwirtschaftlichen Clustern, die Anlage von Reisanbauflächen, der Bau von Lagerkomplexen, die Anschaffung von multifunktionalen Dreschmaschinen und die Einrichtung einer Reisverarbeitungsanlage.  

Biokohle ist erwiesenermassen ein zentraler Lösungsansatz, um die Produktivität des Reisanbaus in Benin zu steigern und gleichzeitig die Fähigkeit der Bäuerinnen und Bauern zu stärken, den Herausforderungen des Klimawandels zu begegnen. Alle Initiativen des Projekts zielen darauf ab, die Entwicklung der Reiswirtschaft zu fördern und die Lebensqualität der bäuerlichen Familienbetriebe zu verbessern. Von diesem Engagement für eine nachhaltige und widerstandsfähigere Landwirtschaft profitiert letztlich die gesamte landwirtschaftliche Gemeinschaft Benins.

“Die Kombination von Biokohle mit organischem Dünger zeigt trotz der klimatischen Herausforderungen vielversprechende Ergebnisse. Neben diesem innovativen Ansatz hat das Projekt auch zur Stärkung der lokalen landwirtschaftlichen Entwicklung beigetragen und den Zugang der Produzenten zu Krediten erleichtert. Ein wichtiger Schritt zu einer nachhaltigeren und erfolgreichen Landwirtschaft!„
Loukmane Gounou, Technischer Assistent für Organisationsentwicklung im Projekt Wirtschaftsentwicklung im ländlichen Raum (PASDeR)

Dieses Projekt (Programme d'Appui au Secteur du Développement Rural (PASDeR)) wird von der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit finanziert und vom Konsortium Swisscontact-LARES umgesetzt.

Benin
Unternehmerische Ökosysteme
Wirtschaftsentwicklung im ländlichen Raum PASDER
Die vier Departemente im nördlichen Teil des Landes (Alibori, Borgou, Atacora und Donga) bedecken fast drei Viertel der Landesfläche und beherbergen etwas mehr als ein Drittel (33,9%) der Bevölkerung. Laut Index der menschlichen Entwicklung (HDI) von 0,485 liegt Benin 2016 auf Platz 167 von 187 Ländern. Die Armut hat auf nationaler Ebene...