Goldstaub und Kaffeebohnen

09.01.2018
Eine Geschichte aus Honduras

Was haben Kaffee und Gold gemeinsam? In Honduras in der Region Paraíso sind beide Güter mit der Geschichte des Ortes Las Selvas verbunden.

Etwa 90 km südöstlich von Tegucigalpa in Honduras liegt die Region El Paraíso. Nach einer beschwerlichen kurvenreichen Fahrt durch den dichten Dschungel kommt man in Las Selvas an. Dieser Ort war nicht immer für seine Kaffeeplantagen bekannt.

Karina Iveth Chacon arbeitet hier als technische Assistentin für das Project PROGRESA, das von Swisscontact implementiert und von der EU finanziert wird. Ein Team aus technischen Assistenten bildet Führungskräfte und Bauernorganisationen in Kursen über neue Geschäftsmodelle weiter. Durch die Verbesserung der Konkurrenzfähigkeit und Nachhaltigkeit der Wertschöpfungsketten von Kaffee, Kakao und Cashewnüssen soll erreicht werden, die Armut und unsichere Lebensmittelversorgung für die kleinen und mittleren Produzenten und Arbeiter in der Landwirtschaft zu verringern.

Foto: Karina Chacon und ihre Kollegen vermitteln den Bauern Wissen über den Kaffee-Anbau vor Ort.

Von links: Selvin Vallecillo, Cecilia Pineda, Karina Chacon, Alberto Sosa, German Chacon und Orlando Caceres
Goldnuggets

Es ist nicht alles Gold, was glänzt

Eines Tages nahm Emilio Chacon Osorio seine Enkelin Karina zur Seite und erzählte ihr die Geschichte von Las Selvas. Er stammt aus Danlí in der Region El Paraíso. „Als ich ein junger Mann war gab es hier keine Kaffee- und Kakaoplantagen und auch kein ‘Las Selvas’. Hier in der Region wurde Gold abgebaut. Auch ich habe in der Goldmine gearbeitet. Es war eine schwere und schmutzige Arbeit.”

Einige der frühesten Minen befanden sich in der Umgebung von Danlí, Tegucigalpa, Gracias und Santa Rosa. Das erste wirkliche Interesse an Gold in Honduras kam um das Jahr 1509, als die ersten spanischen Entdecker die Gegend besiedelten.

Die Goldförderung ist jedoch ein heikles Geschäft, denn sie fügt der Umwelt schwere Schäden zu. Gold wird heute meist in riesigen Minen im Tagebau abgebaut. Zuerst wird Gestein gesprengt und zermahlen. Anschliessend wir das Gestein aufgeschüttet und wochenlang mit einer Zyanidlösung beträufelt. Winzige Goldspuren werden so aus dem Gestein gelöst. Schätzungen gehen weltweit von einem jährlichen Verbrauch an Zyanid von 182000 Tonnen in Goldminen aus. Der moderne Goldabbau hinterlässt tote Landschaften, lang anhaltende Umweltschäden und soziale Probleme.

Ein Mann der Tat hat eine Idee

In Honduras wurden in den 60er Jahren viele Goldminen geschlossen, auch in der Region El Paraíso. Emilio Chacon Osorio und die anderen Minenarbeiter hatten kein Einkommen mehr und konnten ihre Familien nicht mehr ernähren. „Das Land ist doch fruchtbar- was können wir hier anbauen?”, überlegte Emilio. Er war ein Mann der Tat und gründete den Ort «Las Selvas», tief im Inneren des hondurischen Dschungels. Die ehemaligen Minenarbeiter und ihre Familien siedelten sich an und begannen damit, Kaffee anzubauen. Nun konnten sie selbst ernten, was sie gesät hatten und die Ernte gewinnbringend verkaufen. Eine neue Einkommensquelle für die Menschen in der Region El Paraíso war geschaffen.

Cashewnüsse
Kakao Bohne
Kaffeebohnen

Die Enkelin des «Ortsgründers» Emilio, Karina, tritt nun in seine Fussstapfen. Neben dem Kaffeeanbau in El Paraíso, wo 51’200 Hektar Kaffeeplantagen 20 % der gesamten Ernte des Landes liefern, bieten der Anbau von Kakao und Cashewnüssen eine echte Alternative. National und international besteht eine grosse Nachfrage nach Kakao und Cashewnüssen. Das bedeutet ein grosses wirtschaftliches, umweltpolitisches und soziales Potenzial für den Süden des Landes.

Cecilia Pineda (rechts) und ihre Assistentin Karina Chacon (links) sind Kaffeespezialistinnen im Progresa Project.
Mitglieder der örtlichen Bauernvereinigung von Las Selvas erweitern ihr Wissen im Kakaoanbau.
Orlando Caceres (Mitte) beantwortet Fragen der Kafeebauern.