Georgien: Ein besseres Umfeld für KMU in ländlichen Gegenden

Nachhaltige Landwirtschaft
07.12.2023
Seit 2021 arbeitet Swisscontact in Georgien im Auftrag der DEZA (Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit) daran, die Widerstandsfähigkeit von kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) im ländlichen Raum zu stärken. Das Projekt Rural SME Development zielt auf Veränderungen ab, durch die beispielsweise Finanzkompetenzen oder Managementfähigkeiten von KMU verbessert werden sollen. Besonders Menschen aus sozial benachteiligten Bevölkerungsgruppen sollen von den Dienstleistungen profitieren können. Die Geschichte von Joni Nachkebia steht beispielhaft für eine wichtige Entwicklung in Georgien. 

Die üppige Landschaft des Dorfes in der Region Guria im Westen Georgiens bietet hervorragende Bedingungen für den Teeanbau, eine Industrie, die bis in die Sowjetzeit und noch weiter zurückreicht. Hier hat Joni Nachkebia, ein 58-jähriger Teeproduzent, einen bemerkenswerten Weg eingeschlagen, um sein ländliches Familienunternehmen auszubauen – mit Unterstützung durch das Projekt zur Entwicklung ländlicher KMU.

Joni Nachkebia, Teeproduzent
Teeverarbeitungsmaschine

Anfang 2023 erhielt Joni von der staatlichen Agentur Enterprise Georgia einen Zuschuss in Höhe von umgerechnet rund 13 000 Schweizer Franken. Diese beträchtliche finanzielle Unterstützung ermöglichte es ihm, in eine hochmoderne Teeverarbeitungsmaschine zu investieren und so die Effizienz und die Qualität der Teeverarbeitung in seinem Betrieb zu steigern.

Unterstützung bei der komplexen Mittelbeschaffung

Aufgrund gesundheitlicher Probleme gehört Joni zu einer Personengruppe, die von der georgischen Regierung als sozial benachteiligte Gruppe (socially vulnerable group, SVG) bezeichnet wird. Etwa ein Drittel der Bürgerinnen und Bürger dieser Gruppe ist wie Joni arbeitsfähig. Für sie ist es jedoch eine besondere Herausforderung, von der Sozialhilfe zum Unternehmertum zu gelangen. Joni war mit Hindernissen konfrontiert, beispielsweise mangelndes Vertrauen in Online-Antragsverfahren, Schwierigkeiten bei der effektiven Formulierung von Geschäftsideen und fehlendes Bewusstsein für die verfügbaren Unterstützungsdienste.

Enterprise Georgia, eine staatliche Einrichtung, die die Entwicklung des Privatsektors in Georgien vorantreibt, verwaltet ein Programm zur Unterstützung von Kleinst- und Kleinunternehmen und vergibt Zuschüsse zur Kofinanzierung von Ausrüstung für KMU. Swisscontact ist eine Partnerschaft mit Enterprise Georgia eingegangen und leistete technische Unterstützung. Dadurch hat das Programm eine klarere Ausrichtung erhalten und konzentriert sich nun spezifisch auf benachteiligte Gruppen, unter anderem ethnische und sprachliche Minderheiten oder Menschen wie Joni.

Dank Beratung und der Bereitstellung wichtiger und zeitnaher Informationen, die Joni auf die Beantragung eines Mikrokredits für seine Teeproduktion vorbereiteten, wurden sein Wissen und sein Selbstvertrauen gestärkt. Schliesslich schaffte er es, die Komplexität des Finanzierungsprozesses zu bewältigen. In erster Linie aber konnte der Unternehmer die Teeverarbeitungsmaschine erfolgreich installieren und die Effizienz seines Unternehmens steigern.

Diese Verbesserung erforderte eine schnellere Ernte zusätzlicher Mengen an Tee. Um der Nachfrage gerecht zu werden, investierte Joni in seine Gemeinschaft, indem er während der Erntesaison 20 zusätzliche Frauen aus der Region als Teilzeitkräfte einstellte. Jonis Erfolg sicherte nicht nur den Lebensunterhalt dieser Menschen, sondern trug auch zur lokalen Wirtschaft bei und förderte die finanzielle Stabilität und Selbstbestimmung der Gemeinde. 

Ein Projekt zur Schaffung eines besseren Geschäftsumfelds für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) in ländlichen Gebieten Georgiens

Das Projekt in Georgien testete und institutionalisierte Kommunikations- und Unterstützungsmechanismen, die speziell auf sozial benachteiligte Gruppen (SVG) zugeschnitten sind, und erleichterte ihnen die Zusammenarbeit mit öffentlichen Stellen.

Im Rahmen eines Pilotprojekts mit Enterprise Georgia im Jahr 2022 wurde festgestellt, dass potenzielle Antragstellende aus sozial benachteiligten Gruppen, die zusätzliche Beratungsunterstützung erhielten, ihre Erfolgschancen im Vergleich zu nicht unterstützten Antragstellenden um 13 Prozent steigern konnten. Daraufhin wurden bei der Prüfung von Anträgen aus diesen spezifischen Gruppen zusätzliche Punkte für deren sozialen Status vergeben, auch wenn sie sich wie alle anderen um Fördermittel bewerben mussten. Diese Erleichterung sollte sie ermutigen und ihnen einen kleinen Startvorteil bei der Antragstellung verschaffen.  

Im Jahr 2023 wurde der Beratungsdienst zwischen Enterprise Georgia und der staatlichen Agentur für Beschäftigungsförderung (SESA) institutionalisiert. SESA hat die Beratung auf über 400 SVG-Bewerberinnen und -Bewerber (davon 58 Prozent Frauen) ausgeweitet. Insgesamt ist die Beteiligung von Personen aus sozial benachteiligten Gruppen am Programm zur Förderung von Kleinst- und Kleinunternehmen deutlich gestiegen: von nur 14 erfolgreichen Anträgen im Jahr 2020 auf 96 im Jahr 2022 und beeindruckende 131 Anträge im Jahr 2023.

Georgien
Nachhaltige Landwirtschaft , Handel, Unternehmerische Ökosysteme
Schaffung eines besseren Geschäftsumfelds für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) im ländlichen Georgien
Das Projekt "Rural SME Development" zielt darauf ab, ein besseres Geschäftsumfeld für ländliche KMU und Unternehmer in Georgien zu schaffen.