Erleichterter Marktzugang für junge Landwirtschaftsproduzenten

Nachhaltige Landwirtschaft
17.06.2021
Weil die Berufsausbildung in ländlichen Gebieten Nigers schlecht entwickelt ist, haben es junge Menschen schwer, eine Beschäftigung zu finden und sich in die Gesellschaft zu integrieren. Swisscontact hat sich zum Ziel gesetzt, die Lebensbedingungen der Landjugend in den Regionen Dosso und Maradi zu verbessern, indem ein Ausbildungsangebot etabliert wird, das den Bedürfnissen der lokalen Wirtschaft entspricht und ausgebildete Jugendliche in den Arbeitsmarkt integriert.

Dank des Unterstützungsprogramms «Rural Skills Development» wurden in ländlichen Regionen landwirtschaftliche Ausbildungs- und Produktionsstätten eingerichtet. Diese sogenannten Integrierten Landwirtschaftlichen Ausbildungsstätten (Sites Intégrés de Formation Agricole, SIFA) bieten eine Kurzzeitausbildung, die es Jugendlichen ermöglicht, berufliche Fähigkeiten zu entwickeln. Dies unterstützt sie dabei, neue landwirtschaftliche Tätigkeiten auf ihren Familienbetrieben einzuführen und umzusetzen sowie damit das Familieneinkommen zu diversifizieren und zu sichern.

Landwirtschaftliche Ausbildungs- und Produktionsstätte von Kouka in der Region Dosso

Eine Brücke schlagen zwischen SIFA-Absolventen und dem kommerziellen Markt

Im Frühjahr 2021 führte Swisscontact eine Umfrage durch, um die lokalen Markttrends, die Produkte der SIFA-Absolventinnen und -Absolventen sowie deren Vertriebsnetze zu identifizieren. Da die Nachfrage nach landwirtschaftlichen Produkten in den beiden Regionen Dosso und Maradi grösser ist als das Angebot, besteht ein potenzieller Markt für alle von den jungen Leuten vermarkteten Produkte. Allerdings gibt es auch einige Herausforderungen, beispielsweise die Kommerzialisierung der Produkte.

Um diese anzugehen, plant Swisscontact, 300 Produzentinnen und Produzenten der SIFA den Zugang zu den Märkten zu erleichtern und sie direkt mit den Marktakteuren in Verbindung zu bringen. Zusätzlich werden eine Online-Datenbank mit sämtlichen Akteuren, eine WhatsApp-Gruppe sowie ein mobiler Tarifplan eingeführt, damit Informationen wie Preise für Gemüse, Vieh etc. ausgetauscht werden können.

Um die Qualität der landwirtschaftlichen Produkte zu verbessern, werden die jungen Produzenten bei der Auswahl der Anbaukulturen, der Planung sowie beim Erwerb von qualitativ gutem Saatgut und der Einhaltung von Produktionsstandards unterstützt. Im Weiteren erhalten sie eine Einführung in die Vertragslandwirtschaft, was ihnen bei der Ausarbeitung von Produktions- und Abnahmeverträgen hilft.

Nicht nur die jungen Absolventinnen und Absolventen, sondern auch im Import und im Einzel- und Grosshandel tätige Personen werden von den besseren Marktverknüpfungen profitieren. Dies ergab eine Umfrage bei einigen der lokalen Akteure.

Direktvertrieb und Vertragssicherheit für einen jungen Produzenten

Abdou Salissou, Gemüseproduzent

Abdou Salissou aus Mafalia, Region Maradi, verkaufte seine Produkte früher über seine Verwandten, Freunde und Bekannten im Gross- und Einzelhandel, welche bei Familienfeiern in ihren Dörfern für seine Produkte warben. Er sieht in Kreditkäufen die Hauptursache für Probleme zwischen Landwirten und Händlern, vor allem bei Produkten wie Kartoffeln, die schnell verderben.

Die Situation verbesserte sich, als eine lokale Kooperative ihm an einem zugänglichen Platz eine Verkaufsstelle für die Produkte und eine Waage zur Verfügung stellte, sodass er seinen Verkauf besser organisieren konnte. Heute ist er dank Swisscontact in der Lage, direkt mit Grosshändlern Verträge abzuschliessen. Die Händler verpflichten sich, den Grossteil seiner Produktion zu einem garantierten Festpreis abzunehmen.

Marktverbindungen kommen auch Bauernorganisationen und Händlern zugute

Sadissou Saidou, Präsident der Bauernorganisation Taimakon Yan Daka Cooperative Union in Mafalia

Der kooperative Zusammenschluss Taimakon Yan Daka wurde 2008 gegründet. Diese Bauernorganisation leitet die SIFA in Mafalia und wird die Verbindung zwischen den Absolventen und den Marktakteuren herstellen. Sadissou Saidou, Präsident der Bauernorganisation, ist überzeugt:

«Dank dieser Erfahrung werden die jungen Absolventen ihre Produkte garantiert zu einem korrekten Preis verkaufen können. Sie werden ihr Einkommen erhöhen, ihre Kaufkraft verbessern und selbstständiger sein. All dies wird sich auf die lokale Wirtschaft auswirken und als Folge die Abwanderung reduzieren. Für die Bauernorganisation geht es darum, die Mitglieder zu halten. Wenn die jungen Leute, die die SIFA verlassen, ihre wirtschaftliche Situation verbessern, wird das auch andere Junge ermutigen, an der Ausbildung teilzunehmen.»

Maman Achirou, Gemüsegärtner und -händler

Maman Achirou ist ein 43-jähriger Händler und Produzent, der in Maradi lebt. Er arbeitet seit über 25 Jahren im Gemüseanbau und verkauft hauptsächlich Kartoffeln. Dank Swisscontact wurde er mit jungen Produzierenden in der Region Maradi vernetzt.

«Ich bin sehr interessiert an diesem Ansatz, denn ich muss nicht mehr ins Ausland reisen, sondern kann vor Ort einkaufen und so meine Gewinne steigern. Die lokale Produktion wird höher sein, und die Geschäftsmöglichkeiten werden besser.»

Das Unterstützungsprogramm für die ländliche Ausbildung in Niger wird von der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) finanziert und von Swisscontact umgesetzt.

Niger
Berufliche Erstausbildung, Arbeitsmarktintegration
Unterstützungs-Programm für die ländliche Ausbildung in Niger
Swisscontact trägt - durch die Einrichtung eines Ausbildungssystems und die Integration von ausgebildeten Jugendlichen in den lokalen Arbeitsmarkt – zur Verbesserung der Lebensbedingungen der Jugendlichen in den ländlichen Regionen Dosso und Maradi bei.