Die Produktion von hochwertigem Gemüse gesichert

Nachhaltige Landwirtschaft
17.06.2021
Unerwartete Wetterumschwünge oder andere Einflüsse – wie der Ausbruch von COVID-19 – führen im Kosovo oft dazu, dass die Landwirte nicht in der Lage sind, die Nachfrage nach Gemüse und Früchten zu decken. Dies wiederum beeinträchtigt das Einkommen und die Lebensgrundlage der Bauern. Seit 2014 arbeitet das Projekt «Promoting Private Sector Employment (PPSE)» der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA), das von Swisscontact implementiert wird, eng mit diesem Sektor zusammen, um das System der Vertragslandwirtschaft einzuführen und zu konsolidieren.

Das sogenannte Vertragsanbausystem ist eine Vereinbarung zwischen dem Landwirt und der Sammelstelle: Die Landwirte werden mit Setzlingen für gefragte Sorten beliefert, die Sammelstelle ist gleichzeitig der Abnehmer der Produkte und sichert so einen Markt für die Landwirte. Aufgrund dieser Initiative werden heute 20% der gesamten Gemüseproduktion nach dem System des Vertragsanbaus erzeugt. Um dieses System weiter zu stärken, hat Swisscontact die Einführung von spezialisierten Setzlingen unterstützt, die mit modernen Technologien wie z.B. einem Bewässerungssystem, einer Gewächshausheizung oder einem Solarenergiesystem produziert werden. Dies hat zur Gründung von zwei spezialisierten Setzlingsgärtnereien geführt, Agrobora und Fidanishtja e Godancit.

3 Millionen Gemüsesetzlinge für 3500 Bauern

Agrobora wurde im Jahr 2019 als spezialisierte Setzlingsgärtnerei im Kosovo gegründet. Im Jahr 2020 produzierte sie dank neuerer Technologie dreimal so viele Setzlinge wie im Vorjahr. Der Setzlingsproduzent Fidanishtja e Godancit hingegen ging eine Partnerschaft mit PPSE ein, um die Technologie zur Setzlingsproduktion zu verbessern.

Diese beiden spezialisierten Gärtnereien produzierten 2020 insgesamt etwa 3 Millionen Gemüsesetzlinge für rund 3500 Landwirte, die in Gewächshäusern oder auf offenen Feldern anbauen und ihre Produkte auf dem lokalen Markt, an Sammelstellen, an Lebensmittelverarbeiter oder im Export verkauften.

«Gesunde, pflanzfertige Setzlinge zu erhalten, sparte uns Zeit, Aufwand und Ressourcen. Der Lieferant stand jederzeit zur Verfügung, um zusätzliche Beratung und Unterstützung zu bieten», sagt Visar Vokrri, ein junger Landwirt im Kosovo. Er war neugierig auf die Ergebnisse der Verwendung von Setzlingen, die mit moderner Technologie produziert wurden. Deshalb kultivierte er eine Parzelle mit Kohlsetzlingen von Agrobora und parallel dazu eine andere mit traditionell gezüchteten Setzlingen. «Der Unterschied ist selbst mit blossem Auge sichtbar», sagt er. «Ich hätte nicht gedacht, dass eine solche Qualität möglich ist.»

Höhere Qualität, bessere Preise

Fehim Rexhepi, Inhaber der Sammelstelle Agrocelina, stellt fest: «Im Jahr 2020 war die Situation mit den Vertragsbauern viel besser, da die Setzlinge von höherer Qualität waren.» Agrocelina unterzeichnete einen Vertrag mit Fidanishtja e Godancit über 200 000 Gurkensetzlinge. PPSE unterstützte die Landwirte mit EUR 0,03 pro Setzling. «Ich bin sehr zufrieden mit der Qualität der Setzlinge. Der Preis war angemessen und in Anbetracht der Situation, die durch COVID-19 entstanden ist, ermöglichte uns Agrocelina, die Setzlinge mit unserem Ertrag zu bezahlen», sagt Robert Skeli, dessen Familie ein Gewächshaus besitzt und 10 000 Gurkensetzlinge erhielt.

Fidanishtja e Godancit ermöglichte diese Zusammenarbeit eine sichere Produktion von Gemüse, das sowohl den Nahrungsmittelbedarf der Bevölkerung als auch den der lebensmittelverarbeitenden Unternehmen deckte.

Ausweitung des inklusiven Ansatzes

Im Jahr 2021 lancierte Swisscontact Kosovo eine neue Aktivität im Bereich der Vertragslandwirtschaft im Subsektor Medizin- und Aromapflanzen (MAPs). Das Ziel ist es, wirtschaftliche Möglichkeiten für ethnische Minderheiten zu schaffen, die in ländlichen Gebieten leben.

Getrocknete aromatische Heilpflanzen
Ismail Butić auf dem Feld, das mit aromatischen Heilpflanzen bewirtschaftet wird

So wie im Fall von Ismail Butić, einem Landwirt aus der Roma-Gemeinschaft, der den traditionellen Anbau von Brennnesseln, Minze, Sonnenblumen und Ringelblumen plant. Agroprodukt, eine der grössten MAP-Sammelstellen und Exporteure im Kosovo, stellt ihm die Setzlinge kostenlos zur Verfügung und vermarktet den gesamten Ertrag. Mit der Unterstützung des Projekts kaufte Butić eine Trocknungsmaschine.

“Ich bin der erste Bauer in dieser Gegend, der MAPs anbaut. Der Nutzen ist aber nicht nur für mich. Ich bringe ein Modell mit, das Chancen für die anderen Dorfbewohner schafft, die alle arbeitslos sind.„
Ismail Butić
Ismail Butić zeigt die Trocknungsmaschine

Die spezialisierte Setzlingsproduktion für Vertragslandwirte ist wichtig für die Schaffung einer nachhaltigen Setzlingsproduktion im Land und den weiteren Ausbau des Vertragsanbausystems, das die finanzielle Sicherheit der Landwirte erhöht. Nachdem sich das Vertragsanbaumodell im Jahr 2020 als profitabel erwiesen hat, wird es im Jahr 2021 erweitert. Basierend auf den bisherigen Daten ist das Interesse gewachsen, auch bei neuen Marktteilnehmern. Konkrete Ergebnisse für 2021 werden am Ende der Saison gemessen.

Das Subventionsprogramm für Setzlinge, eingeführt nach dem Ausbruch von COVID-19 im Jahr 2020, und die Schaffung neuer digitaler Vertriebskanäle, die beide von PPSE unterstützt wurden, ermöglichten es den Landwirten, die Herausforderungen und Rückschläge zu überwinden. Die Vertragslandwirtschaft ist in Kosovo auf dem besten Weg, sich zu einer konsolidierten und nachhaltigen Art der Landwirtschaft zu entwickeln.

 

PPSE ist ein Projekt der DEZA, das von Swisscontact im Kosovo umgesetzt wird.

Kosovo
Unternehmerische Ökosysteme, Nachhaltiger Tourismus
Promoting Private Sector Employment
Der Kosovo ist in den letzten Jahren (vor COVID-19) mit einer durchschnittlichen Rate von 4% mässig gewachsen und sieht sich mit einer ständig wachsenden Erwerbsbevölkerung konfrontiert, während der Arbeitsmarkt nicht in der Lage ist, die Arbeitsplätze zu schaffen, die zur Aufnahme der neuen Arbeitskräfte benötigt werden (etwa 30 000 jährlich). Die formelle Beschäftigung macht etwa 75% der Gesamtbeschäftigung aus, wobei der öffentliche Sektor 25% der formellen Arbeitsplätze stellt. Jugendliche, Frauen und Minderheiten (insbesondere Roma, Aschkali und Ägypter) bleiben die am stärksten ausgegrenzten Gruppen.