Das Springfield Centre setzt sich für eine Entwicklung ein, die nachhaltig und breitenwirksam ist. Aber geht es bei der Entwicklung nicht immer um Nachhaltigkeit – oder eher um «Resilienz»?
Rachel Shah: Die Begriffe Nachhaltigkeit und Resilienz werden oft fast gleichbedeutend verwendet. Das ist verständlich, wenngleich es bei Resilienz, also Widerstandsfähigkeit, um etwas Konkreteres geht: soziale, wirtschaftliche und ökologische Widerstandsfähigkeit tragen alle zur Nachhaltigkeit bei. Wie auch immer man die Begriffe definiert, wichtig ist, dass es bei beiden um eine langfristige Wirkung geht.
Nachhaltigkeit sollte der Motor sein, wenn Entwicklungsprogramme gestaltet werden. Leider ist das nicht immer so. Oft wird sie missverstanden oder zu wenig ernst genommen. Die meisten Wirkungsindikatoren, die Projektumsetzer den Geberorganisationen rapportieren müssen, beziehen sich auf die unmittelbaren Zahlen, zum Beispiel wie viele Menschen vom Programm profitiert haben und in welchem Umfang bisher (d.h. bis zum Abschluss des Programms). Wie wirksam ein Projekt langfristig war, kann man natürlich erst einige Zeit nach Projektende messen. Solche Analysen nach Projektabschluss werden nur sehr selten gemacht. Dafür gibt es zu wenige Anreize für Geber oder Umsetzer.
Wie wird Nachhaltigkeit denn zum Motor der Entwicklungszusammenarbeit?
Wir müssen Nachhaltigkeit zu einem wichtigen Teil von Erfolg und Wirkung machen. Das bedeutet, wir müssen die Begriffe aktiv definieren und messen. Sowohl bei der Vorhersage als auch bei der Messung der Nachhaltigkeit werden wir immer besser und es gibt Anzeichen für eine Veränderung. Das Springfield Centre hat zur Entwicklung von Kennzahlen beigetragen, die auf die Erfassung von Nachhaltigkeit abzielen – sie gehen zurück auf unsere erste Zusammenarbeit mit Swisscontact für das in Bangladesch. Aus dieser Zusammenarbeit heraus entstand die «Nachhaltigkeitsmatrix», die eine Reihe von Indikatoren zu vier zentralen Nachhaltigkeitsfragen enthält (siehe unten).
In jüngster Zeit arbeiten wir mit Programmen, die über die Frage hinausgehen, was passieren würde, und stattdessen bewerten, was tatsächlich geschehen ist, nachdem sie ihre Interventionen abgeschlossen hatten. Dadurch können wir Erkenntnisse gewinnen, die uns eine noch bessere Vorstellung davon vermitteln, wie man Nachhaltigkeit und Resilienz vorhersagen und Entwicklungsprogramme gestalten kann. Wir erwarten, dass diese Analysen einen neuen Standard setzen und die Anreize in diesem Sektor verändern werden.
Ist Nachhaltigkeit denn nur ein Messproblem?
Nein, definitiv nicht. Es ist ein Problem, mit dem wir uns alle auseinandersetzen müssen. Ich möchte Programmmitarbeitende, die dies lesen, bitten, über ihre Arbeit und diese vier Fragen nachzudenken. Stellen Sie sich die Frage: «Wer wird die Veränderungen, die wir einzuführen versuchen, in die Tat umsetzen und bezahlen, wenn wir nicht mehr vor Ort sind?» Seien Sie dabei realistisch – es geht nicht darum, wer diese Dienste weiterführen sollte, sondern um konkrete Hinweise dafür, dass es Akteure gibt, die sie realistischerweise weiterführen können und wollen. Wenn wir diese Frage nicht beantworten können, dann haben wir ein Nachhaltigkeitsproblem.
Wenn wir jetzt gehen würden,
Rachel Shah promovierte an der Universität Durham, Grossbritannien, in Entwicklungsanthropologie. Am Springfield Centre wendet sie ihr Fachwissen über Forschungsmethoden für Projekte zur Entwicklung von Marktsystemen an.