Spielend lernen wie sicheres Bauen geht

Weiterbildung und Umschulung
13.02.2023
Hausbesitzerinnen und Hausbesitzer im Bezirk El Agustino - einem Vorort in Lima - wurden zum Thema "Vermeidung schlechter Baupraktiken von Häusern an Hanglage" geschult. Die Teilnehmenden lernten auf spielerische Weise, die Risiken im Gebäudebau zu erkennen, und mit Hilfe einer Fachperson Lösungen zu erarbeiten. Die Schulung wurde organisiert durch das örtliche Sozialzentrum für Bildungsdienstleistungen SEA und unterstützt durch das Swisscontact-Projekt Construya.

El Agustino ist ein Stadtteil in Lima, wo viele Häuser entlang der Hügel gebaut wurden. Diese Konstruktionen sind in einem schlechten Zustand und es gibt viele Probleme wie enge Durchgänge und kaputte Treppen ohne Geländer. Dies hat zu einer Zunahme von unübersichtlichen Barackensiedlungen geführt.

Sensibilisierung von Familien zu sicherem Bauen

Das Sozialzentrum SEA arbeitet seit 1978 mit der Bevölkerung zusammen, um soziale Gerechtigkeit und umfassende Entwicklungsprozesse in den Stadtteilen des Bezirks El Agustino zu fördern. Um das Bedürfnis der Bewohnerinnen und Bewohner nach sicherem Bauen anzusprechen, bat das Zentrum um Unterstützung vom Projekt Construya Peru. Das Projekt wendet in seinen Trainings die partizipative Methodik zur Sensibilisierung von Familien an.

Häuser in Hanglage sind bei Erdbeben besonders gefährdet

Raúl Méndez vom Sozialzentrum SEA betont: 

"Die Hauptprobleme in El Agustino beziehen sich auf die höher gelegenen Gebiete, die am stärksten gefährdet sind. Es konnte jeden Moment ein starkes Erdbeben geben, was den Häusern in Hanglage besonders zusetzen würde."

“Wir haben uns zum Ziel gesetzt, die Verwundbarkeit dieses Gebiets herauszufinden. El Agustino zeichnet sich durch Hügel aus, die nicht nur in Bezug auf die Infrastruktur, sondern auch in sozialer Hinsicht besonders anfällig sind. Deshalb hält es SEA für notwendig, die Bevölkerung über den Bau sicherer Häuser zu informieren.” 

Tania Palomino – Kommunikation Sozialzentrum SEA

Ruth Huamancaya

“Wir möchten mit unserer Familie in Ruhe leben, ohne Angst zu haben, dass unser Haus über uns zusammenbricht. Wenn wir schlecht bauen, bekommt das Gebäude durch Erdbeben mit der Zeit Risse und stürzt bei einem Erdbeben vielleicht sogar ganz ein, wobei wir umkommen könnten.” 

Ruth Huamancaya – Einwohnerin von El Agustino

Schulungsinhalte für sicheres Bauen

In den Schulungen wurden die Einwohner und Einwohnerinnen von El Agustino auf folgende Themen aufmerksam gemacht:

  1. Fehler in den Strukturen eines Hauses erkennen
  2. Stärkung der Gebäudekonstruktion für ein sicheres Haus
  3. Belüftung und natürliche Beleuchtung im Haus für gesundes Wohnen
  4. Grundlegende Kriterien im Mauerwerk für den Bau von sicheren und widerstandsfähigen Häusern
  5. Wie baue ich sanitäre Anlage im Haus?
  6. Wie installiere ich elektrische Anlagen in meinem Haus sicher?

Die Methode des spielerischen Lernens und interaktiven Austauschs

Der Austausch mit den anderen Teilnehmenden ist ein grundlegender Bestandteil der Methode zur Sensibilisierung von Familien. Diese Interaktion ermöglicht das spielerische Lernen und eine kollektive Reflexion. So spielten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer beispielsweise ein Puzzle, das die fünf Strukturelemente eines sicheren Hauses enthielt und folgten mit Bodenspiel und Würfel dem Weg der Fragen, der sie zu einem "sicheren und soliden Haus" führte.

“Es ist schwierig, dieses Publikum zu erreichen, und wir neigen dazu, Erwachsene auf eine ernstere Art zu unterrichten. Aber in der Praxis haben wir mit dieser partizipativen Methode ihre Aufmerksamkeit geweckt, wie wir in den Workshops des Construya-Projekts gesehen haben. Etwas so Einfaches wie die Teilnehmenden zum Spielen zu bringen, bedeutet, dass das Wissen auch emotional verarbeitet wird. Dies verstärkt den Lernprozess.„
Tania Palomino
Giancarlo Gaspar

Giancarlo Gaspar, Bewohner von El Agustino, spricht über die Wichtigkeit dieser Gespräche für eine sichereres Zusammenleben in seinem Bezirk:

“Ich fand den heutigen Austausch ausgezeichnet, denn meine Nachbarn, Verwandten und Freunde haben viel Neues gelernt. Ich kann zum Beispiel nicht eine Etage oder eine Säule bauen, ohne einen Plan; Ich muss wissen wozu ich das mache, denn es kann zu Unfällen führen bei mir oder bei Nachbarn; meine Konstruktion könnte auf die andere Seite fallen in Richtung Nachbarhaus. Deshalb muss jeder Verantwortung übernehmen und man muss gut geschult sein, um sicher zu bauen.„

Das Construya Peru Projekt ist finanziert von der Hilti Foundation. Es ist Teil von Swisscontact’s Entwicklungsprogramm, welches von der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA), Eidgenössisches Departement für auswärtige Angelegenheiten EDA kofinanziert wird.

Peru
Weiterbildung und Umschulung
Peru: Förderung sicherer, solider und nachhaltiger Baupraktiken in gefährdeten städtischen Gebieten (Construya)
Die schnelle Verstädterung und der Mangel an Stadtplanung führten zu zahlreichen informellen Siedlungen in gefährdeten Gebieten. In der der Metropole Lima leben über 700 000 Menschen in Häusern mit hoher Schadensanfälligkeit im Falle eines Erdbebens oder Tsunamis. Peru ist eines der erdbebengefährdetsten Länder der Welt und stark von...