Die Covid-19-Krise in Lateinamerika überwinden 
Wie Projekte den Herausforderungen der Pandemie angepasst werden

Weiterbildung und Umschulung, Arbeitsmarktintegration
11.03.2021
Innovative Lösungen sind unerlässlich, um die Herausforderungen während der Covid-19-Krise zu meistern. Drei Beispiele aus Lateinamerika zeigen, wie sich die von Swisscontact umgesetzten Projekte an die neuen Gegebenheiten anpassen und angesichts der Pandemiesituation Resilienz beweisen. In El Salvador wird die ergänzende Schreinerausbildung für zurückkehrende Migranten auf die neuen Marktbedingungen adaptiert. Baumeister in Peru entwickeln ihre digitalen Kompetenzen, um die Sicherheit bei Bauprojekten zu verbessern. Und Maschinenbauingenieure konzipieren und entwickeln ein Beatmungsgerät für Familien in ländlichen Teilen Boliviens.

Salvadorianische Rückwanderer aus den USA erhalten Zusatztraining als Sargbauer

Ein von Swisscontact in El Salvador durchgeführtes Programm hat sich den Bedürfnissen der Begünstigten angepasst und bietet ihnen eine ergänzende Schreinerausbildung für die Herstellung von Särgen an.

Seit 2016 führen Swisscontact und das salvadorianische Institut für Berufsbildung INSAFORP das Projekt «Neue Chancen» durch, das die berufliche Wiedereingliederung von rückkehrenden Migranten in El Salvador zum Ziel hat. Die Rückkehrer werden bei der Gründung eines eigenen Unternehmens oder bei der Zertifizierung ihrer im Ausland erworbenen Fähigkeiten unterstützt.

Im Zusammenhang mit der Pandemie wurde das Projekt auf neue Bereiche ausgeweitet und angepasst, wie etwa die ergänzende Ausbildung für bereits zertifizierte Begünstigte. Das spezifische Training vermittelt den Rückkehrern in einer 50-stündigen Zusatzausbildung die notwendigen Tischlerfähigkeiten für die Herstellung von Särgen. Diese Fähigkeiten verbessern ihre Aussichten auf eine Arbeitsstelle.

Eine technologische Neuheit «made in Bolivien» zum Nutzen der Landbevölkerung

In den ländlichen Gebieten Boliviens werden Komplikationen bei Verkehrsunfällen oder schweren Atemwegsinfektionen wie Covid-19 noch immer mit manueller Atemhilfe behandelt. Mit Unterstützung von Swisscontact entwickelten bolivianische Ingenieure eine technologische Lösung für die Atemhilfe, die nun in mehr als 70 ländlichen Gesundheitszentren zur Verfügung steht. Damit erreicht die Initiative auch Familien auf dem Land, die von solchen Innovationen oft ausgeschlossen sind.

Das Atemhilfegerät namens MAMBU (Mechatronic Ambulatory Breath Unit)
Gesundheitspersonal des San Juan de Dios Hospitals in Challapata, Oruro, während einer Schulung in der Anwendung von MAMBU.

Im Rahmen des langfristigen Engagements von Swisscontact in Bolivien baute das Projekt «Mercados Inclusivos» (Inklusive Märkte) mit Universitäten, privaten Unternehmen und öffentlichen Akteuren Partnerschaften auf. Durch das von Swisscontact umgesetzte Projekt entwickelten Ingenieure des Mechatronik-Ingenieurprogramms der Bolivianischen Katholischen Universität ein Beatmungsgerät namens MAMBU (Mechatronic Ambulatory Breath Unit).

Einige der Hauptakteure dieser Erfolgsgeschichte teilen ihre Erfahrungen und erklären, was gemeinschaftliche, systemische und sektorübergreifende Zusammenarbeit bewirken kann.

Das Projekt «Inklusive Märkte» wird von der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) und der schwedischen Agentur für internationale Entwicklungszusammenarbeit Sida finanziert und von Swisscontact umgesetzt.

Virtuelle Workshops für Baumeister – wenn Einschränkungen zu Lernchancen werden

Massnahmen zur Eindämmung von Covid-19 in Peru schränkten auch die Arbeits- und Weiterbildungsmöglichkeiten für Bauarbeiter stark ein. Swisscontact passte sich den Umständen an und führte für Baumeister Workshops zum sicheren Bauen durch, die sowohl virtuelle Schulungen als auch solche vor Ort kombinierten.

Edwin, Francisco und Martín sind drei der selbstständigen Baumeister, die an den Online-Lektionen teilnahmen, welche unter strengen Sicherheitsvorkehrungen durch Schulungen vor Ort ergänzt wurden. Trotz Einschränkungen und Schwierigkeiten bei der Benutzung virtueller Plattformen bewiesen die Baumeister, dass auch unter erschwerten Umständen Neues gelernt werden kann. Sie studierten vorbereitete Kursmaterialien online und nahmen an virtuellen Sitzungen teil, in denen sie sich mit den Dozenten austauschten. So erwarben die Lernenden beispielsweise das Wissen bezüglich schlechter Baupraktiken, damit sie befähigt sind, solche in täglichen Arbeitssituationen zu erkennen und zu vermeiden.

Obwohl Martín zuvor noch nie an Online-Kursen teilgenommen hatte, motivierte ihn das Thema «sicheres Bauen» derart, dass er auch bereit war, seine digitalen Kompetenzen weiterzuentwickeln. Auf diese Weise konnte er sich im Jahr 2020 viel neues Wissen aneignen:

Martín Hernández, Baumeister

«Ich bin ein Mitglied des Schulungsprogramms, das persönlich und virtuell durchgeführt wurde. Ich bin sehr zufrieden und glücklich (...) Ich habe viel über Bauprozesse, Bodenidentifikation, Fundamente, Stahlbau und so weiter gelernt. Es ist sehr wichtig, gut zu bauen, denn dann können wir garantieren, dass die Konstruktionen, die wir erstellen, so stark sind, dass sie nicht durch seismische Bewegungen beschädigt werden.»

Das Projekt «Construya Peru» wird von der Hilti Foundation finanziert und ist Teil des Entwicklungsprogramms von Swisscontact, das von der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) mitfinanziert wird. Ziel des Projekts ist es, zusammen mit lokalen Branchenverbänden relevante Dienstleistungen zur Verbesserung des lokalen Wohnungsbaus anzubieten; dies als Beitrag zur Steigerung der Lebensqualität in seismologisch besonders gefährdeten städtischen Gebieten Perus.