Nachhaltigkeitskriterien 

Nachhaltiger Tourismus
03.06.2022
Den Grundsätzen für eine nachhaltige Entwicklung zu folgen und die globalen Kriterien für nachhaltigen Tourismus des Global Sustainable Council for Tourism (GSTC) in Tourismusstrategien anzuwenden, ist für alle Beteiligten anspruchsvoll. Die Region Béni Mellal-Khénifra stellt sich dieser Herausforderung: Sie hat erkannt, dass ihre Stärken und Besonderheiten in der Nachhaltigkeit liegen und dies folglich für sie der einzig richtige Weg der touristischen Entwicklung ist. 

Die Region Béni Mellal-Khénifra war lange Zeit von der Aussenwelt abgeschnitten, was massgeblich dazu beitrug, dass ihre Umwelt weitgehend intakt blieb. Heute ist sie dank dem Ausbau der Strasseninfrastruktur leichter zugänglich – und daher auch anfälliger für negative menschliche Einflüsse. Es besteht die Gefahr, dass die landschaftlichen Schätze durch missbräuchliche Nutzung oder voreilige Spekulationsaktionen geschädigt werden. Damit die Region geschützt und aufgewertet werden kann, ist nun besondere Wachsamkeit nötig.

Die Erwartungen der Tourist:innen haben sich in den letzten Jahren stark verändert, was dazu führte, dass Tourismusanbieter:innen heute auf die Bedürfnisse einer heterogeneren, besser informierten und anspruchsvolleren Klientel eingehen müssen, die nach sozialem und ökologischem Engagement verlangt.

Die Integration der internationalen Nachhaltigkeitskriterien des GSTC erfüllt diese Erwartungen in vielerlei Hinsicht und wird durchwegs positive Auswirkungen auf den Tourismussektor haben – das Reiseziel Béni Mellal-Khénifra wird eine stärkere nationale und internationale Nachfrage erfahren. Die Effekte lassen sich in zwei Hauptkategorien einteilen:

  • Positive Auswirkungen auf die sozioökonomische Nachhaltigkeit des Reiseziels: eine Verbesserung der Lebensbedingungen der lokalen Bevölkerung dank neuer Arbeitsplätze, die Steigerung der Geschäftstätigkeit und der Zufriedenheit von Angestellten und Kund:innen, die Entwicklung von Kompetenzen und Soft Skills sowie die Aufwertung lokaler Produkte.
  • Positive Auswirkungen auf die kulturelle und ökologische Nachhaltigkeit durch den Schutz und eine effizientere Verwaltung von Kulturstätten und ländlichen Gebieten, insbesondere derjenigen, die aufgrund ihrer landschaftlichen und ökologischen Qualitäten stark beansprucht werden, sowie durch die Vermeidung verschiedener Verschmutzungsquellen und die rationelle und gerechte Nutzung der natürlichen Ressourcen.
Die Massnahmen sehen unter anderem vor, die wichtigsten touristischen Sehenswürdigkeiten der Region zu sanieren und aufzuwerten. Dabei ist es wichtig, den touristischen Aufschwung unterhalb der natürlichen Toleranzschwelle zu halten. Gute Beispiele dafür sind der Park Ain Asserdoun in Béni Mellal, das Sommerzentrum Taghbalout in El Ksiba und die Gärten von Tamda in Zaouit Cheikh (Parkplätze, Sanitäranlagen, Fusswege usw.). Die für Umwelt und Natur am wenigsten schädlichen Freizeitaktivitäten werden gegenüber umweltbelastenden Aktivitäten und solchen für ein Massenpublikum bevorzugt ausgebaut und gefördert: zum Beispiel Sport- und Freizeitaktivitäten wie Wandern, Reiten, Mountainbiking, Rafting, Kajakfahren, Klettern, Höhlenforschung und Vogelbeobachtung „
Driss Achbal, Generaldirektor für Dienstleistungen im Regionalrat und Vorsitzender des Vereins Geopark M'Goun 

Sensibilisierung

Die Region verfolgt einen pragmatischen Ansatz, der darauf basiert, die lokale Bevölkerung, die lokalen Unternehmen und die öffentlichen und privaten Akteur:innen anzuhören und gemeinsam geeignete Massnahmen zu beschliessen, die breit abgestützt sind und deshalb effizient umgesetzt werden können.

Für Hotellerie und Restauration stehen Wassereinsparungen, Energieeffizienz, nachhaltiges Abfallmanagement und die landschaftliche Integration (z. B. Rücksicht auf die lokale Architektur, Verwendung lokaler Materialien) im Vordergrund.

Zurzeit geht es darum, die Anbieter:innen von Unterkünften darin zu unterstützen, ein erhöhtes Bewusstsein für die Hygiene und die damit verbundene Sicherheit von Angestellten und Gästen (der gesundheitspolitische Kontext verpflichtet) sowie für die Themen Umwelt und Nachhaltigkeit zu entwickeln. Dies erfolgt mit geeigneten Instrumenten und Schulungen, die es ermöglichen, einerseits die Leistung zu messen und zu verbessern sowie die Kosten zu senken und andererseits potenziellen Kund:innen eine positive Botschaft zu vermitteln.

Im Rahmen des Programms «Nachhaltiger Tourismus Schweiz-Marokko» wurden bereits verschiedene Aktivitäten vorangetrieben. So wird beispielsweise Fachwissen zwischen den verschiedenen Akteur:innen weitergegeben, und die touristischen Leistungen und ihre Nachhaltigkeit haben sich bereits verbessert. Das zeigt sich insbesondere in der Qualität der 40 Gasthäuser, die unter Berücksichtigung der GSTC-Kriterien saniert werden (6 Unterkünfte wurden bereits renoviert, 34 weitere folgen in einer zweiten Phase).

Die Pilotunterkünfte in Béni Mellal werden mehrheitlich von Frauen geführt (Beachtung des Gender-Ansatzes) und sind gleichzeitig Lebensräume für die Gastfamilien (Beitrag zur sozialen Entfaltung). Dies trägt dazu bei, den Menschen in der Region eine kommerzielle und soziale Zukunft zu sichern.

Kleinstunternehmen in der Region, die landwirtschaftliche und handwerkliche Produkte herstellen, werden in Zukunft begleitet und unterstützt, indem sie sich Kompetenzen für die erfolgreiche touristische Vermarktung ihrer Produkte aneignen können.

Weitere Sensibilisierungsmassnahmen richten sich auch an andere Akteur:innen in der Wertschöpfungskette, z. B. Naturführer:innen und Reisebüros. Ziel ist, dass diese Dienstleister:innen bei der Ausübung ihrer Tätigkeit die Nachhaltigkeit als Kommunikations- und Verkaufsargument nutzen.

Governance

Die Entscheidungen im Tourismussektor werden auf mehreren Ebenen getroffen: national, regional und lokal. Dies erschwert die Umsetzung von Aktionsplänen vor Ort, insbesondere den Einbezug von sozialen und ökologischen Aspekten. Dank einer schrittweisen Konsolidierung von verschiedenen Initiativen besteht heute ein Grundkonzept, das weit verbreitet und lokal abgestützt ist. Ziel ist, damit die Grundlagen für eine nachhaltige Tourismusentwicklung zu schaffen und die Region auf nationaler und internationaler Ebene als Flaggschiff im Tourismus zu etablieren.

Zunächst geht es darum, eine Koordinationsplattform für die Entwicklung eines nachhaltigen Tourismus zu etablieren. Dabei werden alle Interessengruppen in eine gemeinsame Vision und einen ehrgeizigen, aber realisierbaren Aktionsplan eingebunden und verpflichtet. Dies erfolgt mittels eines partizipativen Modus und eines Bottom-up-Ansatzes.

Heute nutzen wir das Programm, weil wir realisiert haben, dass es sich um Vorschläge handelt, die von der lokalen Ebene kommen, und wir miteinbezogen werden. Seit Beginn des Programms haben wir miteinander gearbeitet. Wir verstehen uns sehr gut, und die Massnahmen werden optimal umgesetzt. Man spürt die Auswirkungen des Programms in der Region bereits. Das Engagement sämtlicher Behörden – Vertreter:innen des Regionalrats, der Provinzräte von Azilal und Béni Mellal sowie von Gemeinden, der Wali und der Gouverneur von Azilal – ist erfreulich. Sie alle wissen, wie wichtig die räumliche Entwicklung des Tourismus für die soziale Entfaltung und die wirtschaftliche Entwicklung der Familien in den Berggebieten ist, und haben sich zum Ziel gesetzt, die Region auf nationaler Ebene zur Topdestination für Bergtourismus und nachhaltigen Tourismus zu machen. „
Driss Achbal, Generaldirektor für Dienstleistungen im Regionalrat und Vorsitzender des Vereins Geopark M'Goun.
Marokko
Nachhaltiger Tourismus
Programm für nachhaltigen Tourismus Schweiz-Marokko
Das schweizerisch-marokkanische Programm für nachhaltigen Tourismus zielt darauf ab, die Provinzen Azilal und Beni Mellal bei der Entwicklung eines nachhaltigen Tourismus mit integrierten Sektoren zu unterstützen, um die Armut zu verringern, Einkommen und neue Arbeitsplätze zu schaffen und bestehende Arbeitsplätze zu verbessern.