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Ziel dieser digitalen Plattform ist es, die Lese-, Schreib- und Rechenkenntnisse der Menschen im Flüchtlingslager sowie in der Gastgemeinde des Lagers zu fördern und so zur Verbesserung ihrer Lebensbedingungen beizutragen. Diese Fähigkeiten sollen es ihnen erleichtern, verschiedene Tätigkeiten zur Einkommensgewinnung zu wagen und den Austausch zwischen Kunden und Geschäftsinhabern zu optimieren.
Die Plattform unter dem Namen a-Academy beinhaltet einen massgeschneiderten Alphabetisierungsansatz, da die Lehrplanentwicklung sowohl dem lokalen Kontext als auch den Lernbedingungen der Aufnahme- und der Flüchtlingsgemeinschaften angepasst wurde. Die lokale Anpassung zeigt sich darin, dass die Plattform örtliche Namen und Erfahrungen einbezieht, die für das Leben der ansässigen Bevölkerung relevant sind. Mit einer Vielzahl an Multimedia-Elementen wie Audios, Videos, Animationen und Bildern werden die Inhalte aussagekräftig, nachvollziehbar, ansprechend und effektiv dargestellt. Viele der verwendeten Bilder wurden speziell entwickelt, um die verschiedenen Aktivitäten des täglichen Lebens zu ergänzen und effektives Lernen zu fördern. Die Animationen bieten ausserdem anschauliche Visualisierungen von Konzepten und Prozessen.
Die a-Academy-Plattform wurde so konzipiert, dass sie die vier wichtigsten Interessengebiete der Lernenden abdeckt: Lebensmittel und Ernährung, Gesundheit und Hygiene, Geld und Wirtschaft sowie Internet und Geräte. Die Lernenden werden dabei durch thematisch relevante Situationen geführt, in welchen die Lernziele in direktem Bezug zu den Bedürfnissen der Benutzerinnen und Benutzer dargestellt werden. Die Plattform ist sowohl online als auch offline verfügbar, damit die Lernenden ihr Wissen auch ohne Internetzugang erweitern können.
Die Plattform ermöglicht es den Lernenden, verschiedene interaktive Möglichkeiten während der Lektionen zu nutzen und ihre Lernfortschritte nach jeder Lektion zu testen und zu messen.
2007 kam Samira Mohamed mit ihrem Mann und drei Kindern im Kakuma-Flüchtlingslager an, nachdem sie vor den politischen Unruhen im Sudan geflohen waren. Samira hatte keine formale Bildung durchlaufen und konnte weder lesen noch schreiben. Sie konnte sich nur mündlich auf Arabisch ausdrücken und hatte keine Grundkenntnisse der englischen Sprache. Dies stellte eine grosse Herausforderung dar, da im Flüchtlingslager verschiedene lokale Dialekte und im Alltag häufig Englisch gesprochen wurde.
Samiras Familienhaushalt wuchs mit der Zeit auf acht Personen an. Als ihre Kinder eingeschult wurden, erkannte Samira, dass sie ihren Mann dabei unterstützen musste, ein zusätzliches Einkommen zu generieren, um die Bedürfnisse der Familie zu decken. Sie beschlossen, ein kleines Einzelhandelsgeschäft zu eröffnen. Samira war für die Leitung des Ladens verantwortlich, während ihr Mann sein Glück mit Gelegenheitsjobs versuchte. Der Ladenbetrieb wurde bald zu einer Herausforderung, da Samira nicht in der Lage war, mit ihren Kunden zu kommunizieren oder eine einfache Buchhaltung zu führen. Jeden Abend bat sie ihre Kinder um Hilfe beim Abgleich der Bücher. Mit der Zeit wurde ihr klar, dass das Geschäft aufgrund ihrer mangelhaften Grundkenntnisse kaum Gewinne erwirtschaften würde.
Eines Tages erzählte eine Freundin Samira von einem Alphabetisierungs- und Rechentraining, das von Swisscontact angeboten wird. Samira erkannte schnell, dass dies eine gute Gelegenheit war, grundlegende Fähigkeiten im Lesen und Schreiben zu erlernen, um damit ihren Laden profitabel betreiben zu können. Sie meldete sich im Mai 2018 für die dreimonatige Schulung an. Das Training fand sowohl auf der digitalen Lernplattform als auch in einer konventionellen Lernumgebung statt. Samira lernte dadurch ihren Namen zu schreiben, Grundkenntnisse im Rechnen anzuwenden, ihre Kosten aufzuschreiben und Englisch zu sprechen.
«Ich hätte nie gedacht, dass ich jemals einen Computer benutzen würde. Ich fand es toll, dass bei der Schulung sowohl Bilder als auch Audios von alltäglichen Dingen verwendet wurden. Es war so, als ob sie in mein Geschäft gekommen wären und gesehen hätten, was ich verkaufe, und die Bilder in den Unterrichtsleitfaden eingebaut hätten. Ich weiss jetzt, wie ich meine Umsätze zusammenzählen und meine Ausgaben abziehen kann. Meine Kinder können nun ihre Abende in Ruhe geniessen.»
Vor dem Training verdiente Samira durchschnittlich CHF 160 pro Monat aus dem Verkauf in ihrem Laden. Nach dem Training stieg ihr Einkommen um 67% auf CHF 267.
«Ohne das Erlernen der Grundkenntnisse in Englisch und Rechnen wäre ich heute nicht da, wo ich bin. Meine Kommunikationsfähigkeiten haben sich stark verbessert, und ich bin jetzt in der Lage, mehr Kunden zu gewinnen, sie professionell zu betreuen und Kundenbeziehungen zu pflegen. Ich habe mich nun für einen Erwachsenenkurs angemeldet, um mich weiterzubilden.»
Das Projekt «Skills for Life» wird von der Schweizer Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) finanziert und von Swisscontact in Kenia umgesetzt.