Zirkuläre Städte in Kolumbien, Bolivien

Das Projekt zielt darauf ab, das integrierte Abfallwirtschaftssystem der Städte Santa Cruz de la Sierra in Bolivien und Cali in Kolumbien im Sinne einer Kreislaufwirtschaft zu verbessern.
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Cali, Colombia
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-76.5319854
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Santa Cruz de la Sierra, Bolivia
-17.8145819
-63.1560853
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Zurich, Switzerland
47.3768866
8.541694
Projektdauer
2023 - 2028
Finanziert durch
  • Stadt Zürich, Finanzdepartement

Durch die Zusammenarbeit sollen die Bemühungen zweier Städte, die sich im Hinblick auf die Bevölkerung, die industrielle Entwicklung und die Abfallwirtschaft ähneln, gebündelt werden. Dennoch hat jede Stadt ihre eigenen Besonderheiten:

  • Die Stadt Cali ist die drittgrösste Stadt Kolumbiens und ein wichtiges wirtschaftliches und kulturelles Zentrum in Südamerika. Nach Angaben der Sonderverwaltungseinheit für öffentliche dienstleistungen (UAESP) erzeugt Cali – verglichen mit den 17% auf nationaler Ebene – täglich 1922 Tonnen Festabfall, von denen etwa 6% verwertet werden (Pläne für die Bewirtschaftung fester Abfälle PGIRS, 2019). Zudem steht die Stadt vor schwerwiegenden Problemen im Bereich Abfallwirtschaft: Unsachgemässe Entsorgung ist eine der grössten Herausforderungen, denn sie trägt zur Umweltverschmutzung bei. Diese Verschmutzung von von Flüssen, Böden und der Luft wiederum wirkt sich negativ auf die Gesundheit der Bevölkerung aus.
  • Die bolivianische Gemeinde Santa Cruz de la Sierra mit 1,9 Millionen Einwohnern (INE, 2022) generiert durchschnittlich 1.825 Tonnen feste Abfälle pro Tag (entspricht 24% des Landes). Darunter zählen Haushaltsabfall wie auch Abfälle von Grossunternehmen, von denen 52% organisch, 21% wiederverwertbar und 27% nicht rezyklierbar sind. Seit 2019 hat die Stadt die getrennte Sammlung von wiederverwertbaren Abfällen eingeführt, aber nur etwa 9% des Abfalls werden getrennt gesammelt und wiederverwertet. Die Müllsammler sind die vulnerabelsten Akteure der integrierten Abfallwirtschaft. Geschätzt gibt es mehr als 2000 Abfallsammelnde, von denen etwa 1000 einer Vereinigung zugehörig und 65,5% Frauen sind.

Das Projekt

Basierend auf den Hauptproblemen und deren grundlegenden Ursachen wurden vier Bereiche festgelegt, in denen das Projekt tätig ist:

  1. Governance: umfasst die Entwicklung und Verbesserung von Überwachungs- und Kontrollsystemen für feste Abfälle in beiden lateinamerikanischen Städten. Darüber hinaus wird für Santa Cruz die Erarbeitung von Vorschriften zur Förderung der Kreislaufwirtschaft und der sozialen Eingliederung in der Abfallwirtschaft gefördert, ähnlich den in Cali bereits bestehenden Bestimmungen.
  2. Engagement der Öffentlichkeit: Es geht in beiden Städten um Sensibilisierungskampagnen zur Förderung der Abfallreduzierung und -trennung dort wo der Abfall ursprünglich entsteht. Eine umfassende Strategie richtet sich an die verschiedenen Abfallerzeuger wie Haushalte, Bildungseinrichtungen und Unternehmen.
  3. Abfall- und Wertstoffsammlung: Die Zusammenarbeit zwischen den Städten zielt darauf ab, die Organisationen der Abfallsammler zu formalisieren und die Fähigkeiten der Müllsammler durch Schulungen zu stärken. Die Abfallsammler sollen einfacher Zugang zu Finanzkrediten erhalten, um es ihnen zu ermöglichen, ihre Sammel- und Transportprozesse zu verbessern. Darüber hinaus stärkt die Zusammenarbeit die Sammelzentren und verschiedene Sammelrouten für wiederverwertbare und organische Abfälle.
  4. Recycling und Abfallbehandlung: Die von den Städten entwickelten integrativen Abfallbehandlungs- und Handelssysteme sollen technisch und finanziell gestärkt werden, wobei besonderes Augenmerk auf Vereinigungen von Müllsammlern als Grundlage der Abfallwertschöpfungskette gelegt wird. 

Um die Hauptprobleme und ihre Ursachen anzugehen und den Systemwandel anzutreiben, wendet Swisscontact einen umfassenden Ansatz an, der die Nachhaltigkeit der Projektaktivitäten gewährleistet. 

Projektziele

Das vierjährige Projekt wird von drei Hauptzielen geleitet:

  1. Verringerte Umweltverschmutzung durch vermehrtes Recycling in Santa Cruz und Santiago de Cali bei gleichzeitiger Strategieentwicklung zur Abfallreduktion, die beiden Städten den Übergang zu einer Kreislaufwirtschaft erleichtern soll.
  2. Durch die Förderung der Kreislaufwirtschaft wird der Einsatz von neuen Rohstoffen reduziert.
  3. Verbesserte Lebensbedingungen und menschenwürdige Arbeit für Müllsammler und ihren Familien durch optimierte Arbeitsansätze und formalisierte Strukturen.

Um diese Ziele zu erreichen, haben wir Bündnisse mit verschiedenen Stakeholdern geschlossen, darunter:

Öffentlicher Sektor:

  • EMACRUZ, Santa Cruz
  • Sekretariat der Sonderverwaltungseinheit für die Entwicklung der kommunalen öffentlichen Dienste von Cali (UAESP)
  • Verwaltungsabteilung für Planung in Cali
  • Referat für Kommunikation in Cali
  • Verwaltungsabteilung für Umweltmanagement DAGMA
  • Sekretariat für wirtschaftliche Entwicklung Cali (Secretaria de Desarrollo Económico SED)
  • Nationale Regierung und Behörden

Privater Sektor:

  • Finanzinstitutionen
  • Cámara de Industria, Comercio, Servicios y Turismo de Santa Cruz - Bolivien (CAINCO)
  • Nationale Vereinigung der Industriellen (ANDI)

Zivilgesellschaft - Nichtregierungsorganisationen (NGO):

  • Carvajal-Stiftung in Cali
  • Stiftung Amigarse in Santa Cruz
  • Fundares in Santa Cruz

Universitäten

 

Projektpartner

  • Alcaldía de Cali, Kolumbien
  • Alcaldía de Santa Cruz de la Sierra, Bolivien
  • Sonderverwaltungseinheit für die Entwicklung der kommunalen öffentlichen Dienste von Cali (UAESP), Cali
  • DAGMA, Cali
  • EMACRUZ, Santa Cruz
  • Stadt Zürich, Schweiz

Erwartete Resultate

1. Umweltschadstoffe und Abfälle werden verringert: 120.000 Haushalte trennen ihre Abfälle und entsorgen sie korrekt.

  • Reduzierung der Treibhausgasemissionen: 48.000 Tonnen CO2-Äquivalent werden durch Recycling und Abfallbehandlung reduziert.
  • Orte der unsachgemässen Abfallentsorgung werden beseitigt
  • Die in Deponien entsorgten festen Abfälle werden verringert.

2. Weniger neue Rohstoffe werden eingesetzt: Es werden 35.000 wiederverwertbare Materialien gesammelt.

  • Die Recyclingquoten in den Städten Cali und Santa Cruz de la Sierra werden erhöht.
  • Die Entwicklung von Vorschriften wird erleichtert und die Kreislaufwirtschaft in Santa Cruz wird gefördert.
  • Inbetriebnahme von Systemen zur organischen Behandlung in beiden Städten

3. Bessere Arbeits- und Lebensbedingungen von Müllsammlern: 360 bestehende Arbeitsplätze in Abfallsammlervereinigungen werden verbessert.

  • Vereinigungen von Abfallsammlern werden formalisiert.
  • Erhöhung des Einkommens durch Stärkung und Aufbau neuer Wertschöpfungsketten für die Müllsammler
  • Sicherstellung des Zugangs zu finanziellen Ressourcen für Müllsammler

Aktuelles

Kolumbien
Grüne Städte
21.03.2024
Kolumbien: Kreislaufwirtschaft bringt positiven Wandel für Recyclingunternehmen und ihre Mitarbeitenden
Laut den Vereinten Nationen ist die wachsende Abfallmenge eines der vier Hauptprobleme, die das Erreichen der Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDGs) behindern. Eine Studie der Weltbank hat gezeigt, dass Abfall rund 1,6 Milliarden Tonnen klimaschädlicher Treibhausgase generiert. Ohne Massnahmen werden diese Zahlen weiter steigen. Doch “Recicladores” in ganz Kolumbien versuchen, etwas daran zu ändern. Swisscontact arbeitet mit öffentlichen und privaten Partnern zusammen, um die Arbeitsbedingungen dieser informellen Abfallsammler zu verbessern.
Bolivien, Kolumbien
Grüne Städte
01.12.2022
Kreislaufstädte - eine Alternative zur integrierten Abfallwirtschaft in Cali, Kolumbien, und Santa Cruz, Bolivien
Swisscontact arbeitet seit mehr als 15 Jahren im Bereich der integrierten Abfallbewirtschaftung in Bolivien. Verschiedene öffentliche und private Institutionen besuchten die bolivianische Stadt Santa Cruz, um sich über ihre Abfallwirtschaft zu informieren und Erfahrungen auszutauschen.