Stärkung von nachhaltigen Unternehmen in Bolivien zur Förderung der Kreislaufwirtschaft

Grüne Städte
18.03.2023
Zusammen mit öffentlichen und privaten Partnern unterstützt Swisscontact verschiedene Initiativen zur Stärkung von grünen Unternehmen und zur Förderung des Bewusstseins für eine angemessene Abfallentsorgung in Bolivien.

Seit mehr als 20 Jahren arbeitet Swisscontact im Bereich der Abfallwirtschaft und fördert Lösungen für eine nachhaltige und effiziente Ressourcennutzung. In der vorherrschenden linearen Wirtschaft werden Rohstoffe zu Produkten verarbeitet, die am Ende ihres Lebenszyklus entsorgt werden. In einer Kreislaufwirtschaft hingegen wird versucht, Abfall von vornherein zu vermeiden, indem die meisten Teile weggeworfener Produkte wiederverwendet werden. So werden beispielsweise in einem Recyclingprozess Gummi, Stahl und Textilien aus Altreifen gewonnen, um daraus neue Produkte wie Matten und Schuhsohlen herzustellen. Im Rahmen des Projekts „Recyclingmärkte in Bolivien” wendet Swisscontact einen Ansatz der Kreislaufwirtschaft an, um das unternehmerische Ökosystem für grüne Unternehmen zu stärken.

Förderung von grünen Unternehmen in Bolivien

In Lateinamerika werden 90% der festen Abfälle weggeworfen und nur 10% wiederverwendet (Vereinte Nationen, 2018). Um eine Kreislaufwirtschaft zu erreichen, sind neue Geschäftsmodelle dringend nötig.

So bieten grüne Unternehmen unter anderem Waren oder Dienstleistungen in den Bereichen Abfallrecycling, Wasser, Energie oder städtische Mobilität an. Sie arbeiten umweltfreundlich und berücksichtigen gute soziale und wirtschaftliche Verfahrensweisen. In Bolivien fördert Swisscontact ein unternehmerisches Ökosystem für Green Businesses, das Kleinst-, Klein- und mittlere Unternehmen umfasst. Grüne Unternehmen erhalten Zugang zu Ausbildung, Technologie, Finanzierung, Forschung und Innovation und können so ihr Einkommen steigern und Arbeitsplätze schaffen. Über seine Partner verbessert das Projekt die Wertschöpfungskette von Abfällen aus dem Verkehrssektor (Altreifen, Batterien und Schrott) und unterstützt damit 22 grüne Unternehmen. Bislang wurden mit Hilfe des Projekts 28 grüne Arbeitsplätze geschaffen oder aufrechterhalten.

Batebol und Commetal sind zwei der lokalen Vorzeigeunternehmen in der Kreislaufwirtschaft, die Batterien recyceln und neu produzieren. Commetal schliesst einen Produktionskreislauf, der auf einem Kreislaufmodell basiert, bei dem Abfälle zu Rohmaterial für neue Produkte verarbeitet werden. Aus den ausgedienten Batterien werden recycelter Kunststoff und veredeltes Blei gewonnen, aus denen Automobil-, Solar- und Notstrombatterien hergestellt werden. Durch die Kontrolle der endgültigen Entsorgung von Batterien tragen sie dazu bei, die negativen Auswirkungen auf die Umwelt zu reduzieren und den Klimawandel abzuschwächen.

Antonio Tapora, ein Arbeiter von Commetal in Santa Cruz, entlädt gebrauchte Fahrzeugbatterien. Fahrzeugbatterien durchlaufen den Recycling- und Extraktionsprozess, bei dem raffiniertes Blei und recycelter Kunststoff entstehen, die als Rohstoff für neue Batterien dienen. Auf diese Weise fördert das Unternehmen eine Kreislaufwirtschaft.

Das erste internationale Symposium über grüne Unternehmen und Kreislaufwirtschaft in Lateinamerika

Im Oktober organisierten die drei bedeutendsten Industrie- und Handelskammern Lateinamerikas mit Unterstützung von Swisscontact das erste internationale Symposium über Green Business und Kreislaufwirtschaft. Ziel des Symposiums war es, den Wissensaustausch zu fördern in Bezug auf institutionelle, ökologische, technologische, sozioökonomische und innovative Aspekte zur Aktivierung des Marktes für grüne Unternehmen in Richtung Kreislaufwirtschaft. Städtische, regionale und nationale Behörden, Unternehmende, Wissenschaftlerinnen und die Zivilgesellschaft konnten sich über die Kreislaufwirtschaft informieren und konkrete Beispiele aus Lateinamerika kennenlernen. Darüber hinaus fand eine Messe für grüne Unternehmen statt, um Geschäftsmöglichkeiten für grosse, mittlere, kleine und Kleinstunternehmen zu schaffen, die eine nachhaltige Entwicklung fördern, indem sie den Wasser- und Kohlenstoff-Fussabdruck in ihren verschiedenen Produktionsprozessen reduzieren.

Carlos Herrera, Vizepräsident für nachhaltige Entwicklung des Nationalen Unternehmerverbands von Kolumbien - ANDI

„Es war grossartig, das ganze Potenzial der grünen Unternehmen zu sehen. Die Messe für nachhaltige Unternehmen hat meine Aufmerksamkeit besonders geweckt, denn sie bietet viele Möglichkeiten für Projekte im Bereich Elektronikschrott, Reifen und Batterien. Ich glaube, dass Bolivien durch die Kreislaufwirtschaft Beschäftigungs- und Entwicklungsmöglichkeiten schaffen kann.”

Karymy Andrea Negrete Zapata – Senior Facilitator von 3 Vector Circular Design Thinking in Chile

"Wir müssen uns mehr denn je auf eine neue Wirtschaft zubewegen, die von vornherein regenerativ ist. Diese Art des Austauschs ermöglicht es, neue unternehmerische Initiativen verbunden mit neuen zirkulären Geschäftsmodellen unter dem Gesichtspunkt des Recyclings zu verbinden und zu stärken."

Ein Rekord an recycelter Abfallmenge

Im Jahr 2022 unterstützte Swisscontact eine Reihe von Recyclinginitiativen in den drei wichtigsten Städten Boliviens, in denen das Projekt tätig ist (La Paz, Cochabamba und Santa Cruz). Eine dieser Kampagnen, RECICLATON, sensibilisierte Unternehmen und die lokale Bevölkerung in La Paz für eine korrekte Abfallentsorgung. Die Kampagne wurde vom Umwelt- und Wasserministerium, den lokalen Behörden, der Fakultät für Ingenieurwesen der Universidad Mayor de San Andrés und Kiosco Verde - einer Vermittlungsplattform für Abfallwirtschaft der Nationalen Industriekammer (CNI) - organisiert und durchgeführt. Auf den Grundstücken der teilnehmenden Unternehmen und Einrichtungen in den Gemeinden La Paz, El Alto und Viacha wurden Sammelstellen eingerichtet. Diese Sammelstellen ermöglichten es den Unternehmen und der Öffentlichkeit, Sonder- und gefährliche Abfälle wie Altmetall, Reifen und gebrauchte Bleibatterien sicher zu lagern, bis sie von den Recyclingunternehmen abgeholt wurden. Die Kampagne verdoppelte ihr Ziel und erreichte 212 Tonnen gesammelte Abfälle, darunter Altreifen, Bleibatterien, Metallschrott sowie elektrische und elektronische Geräte.

Die Recyclingkampagne Reciclatón 2022 im Departement La Paz, Bolivien.

Abfallreduktion und gestärkte Recyclingunternehmen

Abfall, der nicht ordnungsgemäss entsorgt wird, schadet nicht nur der Umwelt, sondern kann auch die Gesundheit der Bevölkerung beeinträchtigen. Ziel der Kampagne RECICLAMOVIL ist nicht nur die Reduzierung der Abfallmenge in der Stadt, sondern auch die Stärkung von Recyclingunternehmen und nachhaltigen Betrieben. Einmal im Monat fahren Lastwagen durch verschiedene Stadtteile von La Paz, damit die Einwohner ihren Abfall wie ausrangierte Drucker, Monitore und Mobiltelefone bequem entsorgen können. Auch Blei-Säure-Batterien, PET-Flaschen, Altmetall und Altreifen werden in mobilen Containern deponiert. Die Abfälle werden dann von den örtlichen Recyclingunternehmen Live SRL und REEcicla zur umweltfreundlichen Endlagerung abgeholt. Innerhalb von zwei Tagen im Jahr 2022 wurden insgesamt 2,7 Tonnen gesammelt. Die Recyclingtouren wurden von der nationalen Industriekammer und dem Kiosco Verde mit Unterstützung von Swisscontact koordiniert.

 

Das Projekt ist finanziert von der Republique et Canton de Genève, der Esperanza Stiftung, der Stiftung Drittes Millenium und weiteren Gebern. Es ist Teil von Swisscontact's Entwicklungsprogramm, welches von der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA), Eidgenössisches Departement für auswärtige Angelegenheiten EDA kofinanziert wird.

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Recyclingmärkte: umweltfreundliche Unternehmen verwerten Abfallstoffe
Bevölkerungswachstum in Verbindung mit zunehmendem Konsumverhalten sind Faktoren, die negative Auswirkungen auf die Umwelt haben. Zum Beispiel werden immer mehr feste Abfälle produziert, die nicht wiederverwertbar sind, und Gewässer, Boden und Luft werden zunehmend verschmutzt. Eine lineare Wirtschaft, die auf Ausbeutung, Herstellung und...